Viele bedeutende numismatische Sammlungen gehen auf fürstliche Münzkabinette zurück. Das Germanische Nationalmuseum (GNM), das 1852 in Nürnberg als bürgerliche Einrichtung gegründet wurde, musste ohne einen derartigen Grundstock auskommen. Außer durch Ankäufe trug es Münzen und Medaillen auch durch Schenkungen, Tausch und Leihgaben zusammen. Mit heute etwa 200.000 Stücken reichen die Nürnberger Bestände zwar nicht an große Sammlungen royaler Prägung heran. Das heißt jedoch keineswegs, dass sie nicht auch mit exquisiten Schwerpunkten aufwarten können.
In Fortführung seines Gründungsauftrags dokumentiert das GNM anhand von insgesamt 1,4 Millionen Artefakten die Kulturgeschichte des deutschen Sprachraums in seinen historischen Grenzen. Der Namensbestandteil »Germanisches« leitete sich aus dieser Programmatik ab. In der Numismatik gilt eine solche räumliche Selbstbeschränkung zwar als suboptimal, denn Geld macht an politischen und kulturellen Grenzen nicht halt. Im Nürnberger Münzkabinett fallen die Nachteile dieses besonderen Zuschnitts dennoch kaum ins Gewicht, weil ohnehin die Münzen und Medaillen aus der Region ein Herzstück der Sammlung bilden. Die fränkische Reichsstadt und ihre Nachbarn waren bedeutende Akteure in der Geld- und Wirtschaftsgeschichte der frühen Neuzeit. Gleichzeitig genoss Nürnberg seit der Renaissance einen herausragenden Ruf als Zentrum der Medaillenkunst. Die hohe Bestandsdichte auf diesen Gebieten ist somit kein Manko, sondern ein Gütesiegel. Natürlich gelang(t)en auch aus anderen Regionen Objekte ins Haus. Tendenziell weniger, je größer die Entfernung, doch wird diese Regel von eindrucksvollen Ausnahmen bestätigt.
Neben Münzen und Medaillen sammelt das Münzkabinett des GNM auch Geldscheine, Marken, Abzeichen, Rechenpfennige (für deren Produktion Nürnberg ebenfalls berühmt war), Siegel- und Prägestempel, Spielgeld, Gemmen, Orden und Ehrenzeichen. Gut 300 besonders sprechende Stücke sind in der Dauerausstellung des Museums zu sehen, die übrigen können nach Voranmeldung im Studiensaal betrachtet werden. Seit Jahren wird auch die Digitalisierung vorangetrieben. Etwa 10 Prozent der numismatischen Bestände lassen sich mittlerweile im elektronischen Objektkatalog aufrufen, davon die Hälfte bebildert. Als kulturhistorisches Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft untersucht das GNM daneben die gesammelten Objekte und vermittelt die Ergebnisse in Ausstellungen und Veröffentlichungen.