Das Gothaer Münzkabinett auf Schloss Friedenstein besaß schon im 18. Jahrhundert europäische Berühmtheit. Heute reiht es sich in Deutschland mit seinen ca. 145.000 Münzen, Medaillen und numismatischen Zeugnissen unmittelbar hinter die großen Kabinette von Berlin, Dresden und München ein und ist eine wichtige Anlaufstelle für internationale wissenschaftliche Forschungen.

Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Bauherr des 1643 bis 1654 errichteten Schlosses Friedenstein, legte den Grundstein für die in der Folgezeit zu europäischer Bedeutung aufsteigenden numismatischen Sammlung. 1712 gelang seinem Enkel, dem münz- und medaillenbegeisterten Friedrich II., durch Ankauf einer mehr als 18.000 Objekte umfassenden Münzsammlung eine grandiose sammlungspolitische Bedeutungssteigerung. Die numismatischen Bestände bezogen nun in einem prächtig ausgestatteten Kabinett ihr Domizil, dessen Eröffnung 1713 feierlich begangen wurde. Dieser im historischen Schlossensemble erhaltene Barockraum (Forschungsbibliothek Gotha) ist weltweit einzigartig und darf als eine Perle des Barocken Universums gelten. Seitdem stellt die numismatische Sammlung eine eigene Abteilung auf dem Friedenstein dar und konnte durch das Wirken namhafter Numismatiker und numismatisch interessierte Herzöge über Jahrhunderte hinweg stetig gemehrt werden.

Herbe Verluste erlitt das Münzkabinett infolge der Nachkriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs durch Abtransporte von Gothaer Kunstgütern unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung. Durch maßgebliche Rückgewinnungen umfangreicher Sammlungspartien in den Jahren 1959 aus der Sowjetunion und 2011 aus Coburg konnte glücklicherweise das Gros der klaffenden Bestandslücken wieder geschlossen werden. In den 1950er Jahren erfolgte die institutionelle Trennung der numismatischen Bibliothek (heute Forschungsbibliothek Gotha) vom Sammlungsbestand des Münzkabinetts (heute Friedenstein-Stiftung Gotha).

Einen wichtigen Schwerpunkt des Gothaer Münzkabinetts bilden die etwa 40.000 antiken Münzen mit umfangreichen Typenreihen. Unter den deutschen und europäischen Prägungen des 9. bis 15. Jahrhunderts ragen die Thüringer Brakteaten – Münzen, die aus einem dünnen Metallblech einseitig geprägt wurden – qualitativ heraus, gefolgt von den Prägungen Hessens, Niedersachsens und Meißens. Bei den deutschen Münzen des 16. bis 20. Jahrhunderts bilden die Talerbestände den wertvollsten Teil der jeweiligen neuzeitlichen Ländersammlung. Herausragende Regionen der Sammlung sind zudem die sächsisch-ernestinischen Prägungen und das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Unter den 20.000 Medaillen sind künstlerisch und quantitativ die Reihen der bedeutenden Gothaer Medailleure Christian Wermuth, Johann Christian Koch und Ferdinand Helfricht besonders erwähnenswert.

Infolge von umfangreichen Sanierungsarbeiten am Friedenstein sind zurzeit leider nur wenige repräsentative Münzen und Medaillen innerhalb des Schlossrundgangs in den Barockräumen zu sehen. Eine große Auswahl bedeutender Bestandspartien wird im Rahmen des gotha transdigital 2027-Projekts mit seinen Onlinekatalogen friedensteine.de und gotha.digital für eine breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 4/2025.