Das Thema Sexismus ist ein medialer Dauerbrenner. Spätestens seit 2017, als sich der Social-Media-Hashtag MeToo wie ein Lauffeuer weltweit verbreitete, ist es aus der Berichterstattung kaum wegzudenken. Fälle von sexueller Belästigung oder Machtmissbrauch durch Führungskräfte, Machosprüche und Übergriffigkeiten werden seither regelmäßig als »MeToo-Fälle« skandalisiert.
Sexismus betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche: die Filmbranche wie den Literaturbetrieb, Unternehmen wie die Politik, den öffentlichen Raum und den Sport. Sexismus wird häufig auf Vorfälle sexueller Gewalt beschränkt, bedeutet aber mehr als das: Er beschreibt die Herabwürdigung und Benachteiligung von Menschen aufgrund des Geschlechts. Durch rigide Vorstellungen und Normen für Frauen und Männer schränken sexistische Klischees Menschen in ihren Chancen und in ihrer Persönlichkeits- und Potenzialentfaltung ein. Menschen, die sich nicht in die zweigeschlechtlichen Normen einordnen lassen, etwa nicht-binäre Personen, erfahren besonders häufig Ausgrenzung und Hass. Sexismus kann aber auch scheinbar wohlwollend wirken, etwa in der Vorstellung, dass Frauen weniger belastbar seien als Männer und deswegen geschont werden müssten.
Das Bündnis »Gemeinsam gegen Sexismus« bietet all diesen Formen von Sexismus die Stirn. Es gibt Unternehmen, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Möglichkeit, sich über die Unterzeichnung der »Gemeinsamen Erklärung gegen Sexismus und sexuelle Belästigung« öffentlich gegen Sexismus zu positionieren. Es klärt über Sexismus und dessen teils gravierende Auswirkungen auf und stellt in Publikationen und Veranstaltungen wirksame Maßnahmen gegen Sexismus in den drei Schwerpunktbereichen Arbeitsplatz, öffentlicher Raum sowie Kultur und Medien vor.
Ziel des Bündnisses ist es, Sexismus und sexuelle Belästigung zu erkennen und zu zeigen, wie ihm entgegengewirkt werden kann. Dem Kultur- und Mediensektor kommt eine besondere Verantwortung in der Bekämpfung von Sexismus zu, da er nicht nur selbst Arbeitgeber ist, sondern auch die Bilder und Texte produziert, die unsere Wahrnehmung von der Welt beeinflussen.
Gemeinsam mit einigen Partnerorganisationen wie z. B. dem Deutschen Bühnenverein oder der Themis Vertrauensstelle wurde eine Handreichung zu den drei Fokusbereichen Sexismus am Arbeitsplatz, im öffentlichen Raum sowie in Kultur und Medien erarbeitet. Sie bietet Grundlagenwissen und Praxistipps für alle, die Sexismus vermeiden und wirksam bekämpfen wollen.
Organisationen, die sich dem Bündnis anschließen, zeigen deutlich, dass sie Sexismus entgegentreten möchten – dass bei ihnen Sexismus und sexuelle Belästigung nicht mehr vorkommen, ist jedoch mit Sicherheit nicht der Fall. Denn Sexismus ist Teil des Alltags, er kann überall stattfinden und ist häufiger, als man denkt. Mehr als 68 Prozent aller Frauen in Deutschland haben in ihrem Berufsleben sexuelle Belästigung erlebt, so die Foundation for European Progressive Studies/Fondation Jean-Jaures 2019. Es kann sogar passieren, dass in einer Institution, etwa in einem Theater, das die »Gemeinsame Erklärung« unterzeichnet hat, Sexismusvorfälle scheinbar häufiger werden.
Diese Entwicklung sollte positiv gesehen werden: Denn erst, wenn Betroffene sich sicher fühlen, wenn Beschwerdemechanismen greifen und Vorkommnisse nicht unter den Tisch gekehrt werden, kommen Fälle von Machtmissbrauch ans Licht. Die Scham, Opfer geworden zu sein, die Angst, nicht gehört und nicht für glaubwürdig befunden zu werden, das Gefühl, dass es doch nichts bringt, weil Täterpersonen zu mächtig sind – die Hürden für Betroffene hängen hoch. Es ist also wahrscheinlich, dass Sexismus auch vorher stattgefunden hat.
Erst wenn präventive Maßnahmen wie ein Code of Conduct oder eine starke und ehrliche Positionierung der Führungskräfte eingeführt wurden, ist davon auszugehen, dass auch die Vorkommnisse zurückgehen.
Die kostenfreien Angebote des Bündnisses vermitteln Wissen, wie Sexismus wirksam begegnet werden kann. Die Unterzeichnung der »Gemeinsamen Erklärung« ist eine klassische Selbstverpflichtung – also ohne rechtliche Bindung. Sie kann als Argumentationsgrundlage dienen, um interne Maßnahmen einzuführen und sowohl für Bottom-up-Prozesse, also von den Mitarbeitenden ausgehende Prozesse, als auch für Top-down-Prozesse, die von den Führungskräften ausgehen, genutzt werden.
Das Bündnis »Gemeinsam gegen Sexismus« hat die Schirmherrin, Bundesfrauenministerin Lisa Paus, am 16. Februar 2023 gestartet. Es wird zusammen mit der EAF Berlin, einer Organisation, die sich seit vielen Jahrzehnten für Chancengerechtigkeit einsetzt, durchgeführt. Zahlreiche staatliche und nicht staatliche Institutionen, Unternehmen und Kultureinrichtungen aus ganz Deutschland haben die »Gemeinsame Erklärung« bereits unterzeichnet und sich dem Bündnis angeschlossen. Die Vision des Bündnisses ist eine Gesellschaft, in der wirksame Maßnahmen in ihrer ganzen Breite ergriffen und zum Common Sense in den unterschiedlichsten Branchen und Institutionen werden.
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Weitere Informationen zum Bündnis »Gemeinsam gegen Sexismus« sowie zum kostenfreien Beitritt finden Sie hier.