Der Deutsche Bibliotheksverband arbeitet aktuell an einem Konzept, um Kinder und Jugendliche in Bibliotheken vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Politik & Kultur fragt den Geschäftsführer Holger Krimmer nach der Zielsetzung und dem Sachstand.

 

Warum befasst sich der Deutsche Bibliotheksverband mit dem Thema Schutzkonzepte?

Kinder und Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe von Öffentlichen Bibliotheken. Ihre Sicherheit und ihr Schutz stehen dabei an erster Stelle. Viele Bibliotheken beteiligen sich beispielsweise an Projekten wie der Kinder-Notinsel der Deutschen Kinderschutzstiftung und signalisieren damit, dass Kinder in ihren Räumen Schutz finden, wenn sie bedroht werden und einen Zufluchtsort suchen.

Zur Prävention von jeglicher Form von Grenzüberschreitung und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sollten alle Einrichtungen, die für und mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, über ein qualifiziertes Schutzkonzept verfügen. Der Deutsche Bibliotheksverband e. V. (dbv) verfasst aktuell eine Arbeitshilfe für Schutzkonzepte spezifisch für die Institution Bibliothek. Damit möchten wir unsere Mitglieder unterstützen, selbst Schutzkonzepte für ihre Einrichtungen zu erarbeiten, um Kinder und Jugendliche bestmöglich zu schützen und ihren Fachkräften das nötige Wissen zu vermitteln, wie bei Vor- und Verdachtsfällen zu handeln ist.

 

Wie wird das Thema in Ihrem Verband debattiert? Was erwarten Sie von einem Schutzkonzept?

Als Mitglied der Bundesvereinigung Kultureller Kinder- und Jugend-bildung (BKJ) bekennt sich der dbv aktiv zu deren Leitbild »Prävention und Kindeswohl« und dem dort erarbeiteten dachverbandlichen Schutzkonzept, auf dessen Basis nun das Schutzkonzept für den Bibliothekskontext erarbeitet wird. Unser Ziel als dbv ist es, Bibliotheken als Akteure der kulturellen Bildung dabei zu unterstützen, ihrer Verantwortung für Kinder und Jugendliche noch besser gerecht zu werden und sich für deren Schutz einzusetzen.

 

Gibt es besondere Herausforderungen zur Durchsetzung von Schutzkonzepten?

Das Thema Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist belastend und vielfach mit Ängsten besetzt. Insofern kostet es mitunter Überwindung, sich damit aktiv zu beschäftigen. Die Erarbeitung von Schutzkonzepten liefert hier einen positiven Impuls, da aktiv zum Schutz von Kindern und Jugendlichen beigetragen werden kann. Es ist wichtig, dass die Mitarbeitenden von Bibliotheken über das nötige Wissen verfügen, eine Risikoanalyse für ihre Einrichtung und deren Angebote durchführen und so selbst Sicherheit im Umgang mit dem Thema erlangen. Ein funktionierendes Schutzkonzept muss in der Einrichtung gemeinsam erarbeitet und implementiert werden. Auch wenn es Mühe kostet und Ressourcen erfordert, sollte das Ziel sein, dass zukünftig alle Bibliotheken über ein Schutzkonzept verfügen.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 3/2024.