Das MOSAIK ist einer der ältesten und auflagenstärksten Comics deutscher Produktion. Was macht die Comics des 1955 in Ostberlin gegründeten Verlags so erfolgreich? Und was ist weiterhin beim Verlag in Planung?

Was zeichnet das MOSAIK aus? Was macht es besonders und unterscheidet es von anderen deutschen Comics?

Das MOSAIK wurde als Bildergeschichtenheft gegründet, und in dieser Tradition sehen wir uns auch heute noch. Das heißt, dass die grafische und die erzählerische Ebene gleichberechtigt nebeneinanderstehen und wir nicht nur durch liebevolle Zeichenkunst und opulente Wimmelbilder unsere Leserinnen und Leser begeistern wollen, sondern auch durch eine vielschichtige und komplexe Geschichte, die auf möglichst vielen undunterschiedlichen Ebenen lesbar ist und funktioniert. Dabei können unsere drei Helden, die Abrafaxe, nicht nur durch die Welt, sondern auch durch die Zeit reisen – ein uralter Menschheitstraum, den wir tagtäglich in unserer Arbeit ausleben können – mit einem fest angestellten Zeichnerteam in einem Atelier, auch das dürfte uns von anderen deutschen Comics unterscheiden. Wichtig ist uns dabei, eine historische Kulisse entstehen zu lassen, die im Rahmen unserer Möglichkeiten ein authentisches Bild der jeweiligen Zeit und Kultur widerspiegelt, und den Leser damit zu überraschen, dass eben auch eine Bildergeschichte einen mit der Erkenntnis »Oh, das wusste ich noch nicht!« erhellen kann.

Im Juli 2023 erscheint MOSAIK 571. Wie suchen Sie Ihre Themen aus? Wie garantieren Sie nach so vielen Ausgaben und so langer Zeit die Themenvielfalt und auch die Aktualität der erzählten Geschichten?

Bei unserer Themenfindung besteht die größte Schwierigkeit bislang immer noch darin, zu entscheiden, welche Themen bis zum nächsten Serienstart warten müssen, denn unser Ideenpool ist wirklich riesig und unsere Neugier noch lange nicht aufgebraucht. Das liegt sicher auch daran, dass das gesamte Team mit Herzblut bei der Sache ist und bei der Auswahl des Reiseziels jede und jeder ein Wörtchen mitzureden hat. Und Sie können ganz sicher davon ausgehen, dass, wenn die Zeichner und unsere Zeichnerin die Nase voll von barocken Perücken und Kostümen haben, es zum nächsten Abenteuer in eine gänzlich anders geartete Epoche gehen wird. Was die Aktualität der Geschichten angeht, so sorgt unser fabelhafter Autordafür, dass es in jedem Abenteuer Metaebenen gibt, die sich als Parabeln für unser Hier und Jetzt lesen lassen. Denn Geschichte in Geschichten ist für uns ja gerade dann interessant, wenn sie uns hilft, unser heutiges Leben zu verstehen und zu meistern. Im kommenden Juli wird diese Art des Erzählens unsere Leser bereits zum 800. Mal begeistern. Die Abrafaxe werden darin ihre 571. Reiseetappe meistern und sind damit weit mehr als doppelt so häufig bei ihren Lesern angekommen als ihre Vorgänger, die 229 Folgen erzählt haben.

Wie blicken Sie auf die Zukunft von MOSAIK? Was planen Sie ggf. schon konkret?

An unserem grundlegenden Konzept und unserer bewährten Mischung aus Abenteuer, Wissen und Spaß werden wir sicher nichts ändern, aber wir haben schon früh versucht, neueste Entwicklungen auf dem digitalen Sektor für uns zu nutzen. Unsere erste Homepage stammt aus dem Jahr 1994. Seit dem MOSAIK 471 (März 2015)gibt es das »Magische Auge«, die MOSAIK-Augmented-Reality-App, mit der direkt beim Lesen des Heftes hinter die Kulissen des MOSAIK geblickt werden kann. Das bietet tiefer gehende Einblicke in unsere Arbeit, die sich sonst nur Besuchern im Verlag eröffnet haben.

Wir werden auch weiterhin Augen und Ohren offen halten, um auf mosaikspezifische Weise unseren Leserinnen und Lesern Unbekanntes und Unentdecktes spannend zu erzählen.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 05/2023.