Als Geschäftsführerin ist Patricia Alberth für die Schlösser, Burgen, Klöster und Gärten im Besitz des Landes Baden-Württemberg verantwortlich. Doch wie ist es aktuell um dieses Kulturerbe bestellt? Welche Herausforderungen bringt insbesondere der Klimawandel für das gartenkulturelle Erbe mit sich? Politik & Kultur fragt nach.

Wofür stehen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg?

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 62 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. 2022 besuchten rund drei Millionen Menschen diese Originalschauplätze der Geschichte mit Kulturschätzen von höchstem Rang. Damit sind wir der größte kulturtouristische Anbieter in Baden-Württemberg und ein bedeutender Arbeitgeber. Unter den Monumenten in unserer Obhut befinden sich unter anderen Schloss Heidelberg, das UNESCO-Welterbe Kloster Maulbronn sowie das Residenzschloss Ludwigsburg.

Seit 1. März sind Sie Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Was planen Sie als neue Leitung? Welche Ziele verfolgen Sie?

Wir sind in den vergangenen Jahren um einige Monumente gewachsen und haben ein heterogenes Portfolio, das mit der Heuneburg von der Frühgeschichte bis zum 20. Jahrhundert mit der Sammlung Domnick reicht. All diese unterschiedlichen Orte im Spannungsfeld zwischen konservatorischen Notwendigkeiten, touristischen Interessen und medialen Standards in die Zukunft zu führen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Mein Ziel ist es, dass wir unsere hohen Standards beibehalten und das kulturelle Erbe einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Digitale Technologien spielen bei der Vermittlung und bei der Vermarktung eine zentrale Rolle. Darüber hinaus ist mir daran gelegen, dass wir unser Wissen aus der Geschichte zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen aufbereiten und kommunizieren. So sind Lebensmittel aus der Region mit kurzen Transportwegen kein neues Konzept. »Vom Teich auf den Teller« haben schon die Zisterzienser mit ihrer ausgeklügelten Teichwirtschaft praktiziert. Dieses Wissen ist heute noch relevant und auch für junge Menschen interessant.

Vor welchen Herausforderungen, auch bedingt durch den Klimawandel, stehen die Staatlichen Schlösser und Gärten aktuell?

Der Klimawandel betrifft uns bei den Gebäuden und in den Gärten, teilweise mit gefährlichen Folgen. Vergangenen Sommer mussten wir im Bruchsaler Schlossgarten Bereiche wegen Grünastbrüchen absperren. Wegen der hohen Temperaturen und Trockenheit haben gesunde Bäume vollbelaubte Äste abgeworfen. Nicht alle Pflanzen kommen dauerhaft mit den neuen Bedingungen zurecht. Der Pflege- und Erhaltungsaufwand steigt. Ein Schlüssel, um herauszufinden, welche Bäume mit der Klimaentwicklung zurechtkommen, ist die eigene Aufzucht. In Schwetzingen haben wir die Baumschule reaktiviert, die über Generationen zum Schlossgarten gehörte. Bei Jungbäumen, deren Entwicklung vom Sämling an in der Situation des Schwetzinger Gartens beobachtet werden konnte, können wir gut abschätzen, ob sie in das Klima passen. Auch der Wasserverbrauch in den Gärten beschäftigt uns. Der grüne Rasen ist möglicherweise kein Zukunftsmodell.

Welche kulturhistorische Bedeutung kommt insbesondere den staatlichen Gärten in Baden-Württemberg zu? Wie hat sich diese im Laufe der Zeit entwickelt?

Durch die Jahrhunderte wechselten das Ideal und die Funktion der Gärten. So entstand eine große Vielfalt an Gartenanlagen. Die Klostergärten dienten vor allem der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Heilkräutern. Die Gärten der Renaissance wie der berühmte Hortus Palatinus in Heidelberg waren große Kunstwerke – mit Labyrinthen, Grotten und gemauerten Beeten. Symmetrisch und prächtig – so präsentieren sich noch heute die barocken Schlossgärten wie in Weikersheim: mit ornamentalen Kiesfeldern, beschnittenen Bäumen, Figuren und Wasserspielen. Im Schwetzinger Schlossgarten legte der Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell Ende des 18. Jahrhunderts einen englischen Landschaftsgarten um den bestehenden Barockgarten. Natürlichkeit war die oberste Devise und ging einher mit Baumgruppen, sanften Wiesen und romantischen Ausblicken.

Während die Gärten früher der Repräsentation der Fürstenhäuser dienten, erfüllen sie heute ökologische und soziale Funktionen. Mit ihrer kulturhistorischen Bedeutung sind sie eine wichtige Bildungsquelle und gleichzeitig Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. An mehreren Standorten bieten wir entsprechende Gartenführungen an.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2023.