All die Herausforderungen, die wir als Gesellschaft bei uns im Land, aber auch als internationale Gemeinschaft zu bewältigen haben, verdeutlichen uns, wie groß unsere Abhängigkeit von der Natur ist.
Welche Auswirkungen die Natur auf uns, unser Leben und Wirtschaften hat, das merken wir oft erst dann, wenn etwas fehlt oder das System aus dem Gleichgewicht geraten ist. In Zeiten der multiplen Krisen sind die meisten Krisen dringend, brennend und laut. Andere bleiben im Hintergrund, weil sie scheinbar kein unmittelbares Handeln erfordern. Die Biodiversitätskrise ist so eine stumme Krise. Mehr als nur sinnbildlich, weil die Vielfalt der Lebewesen, die summen und surren, zurückgeht. Der Biodiversitätsverlust lässt sich nur schwer umkehren, ist zusammen mit der steigenden Erderwärmung viel mehr als nur ein Signal-, es ist ein Hilferuf unseres Gesamtsystems Erde.
Biodiversität, also die Vielfalt der Arten und Lebensraumtypen, ist einerseits abhängig vom Klimawandel und von Eingriffen in die Natur, andererseits ist unser Gesamtsystem von der Biodiversität abhängig. Intakte Ökosysteme sind unsere Lebensgrundlage und unser Wohlstand. Sie sind Basis für saubere Luft, sauberes Trinkwasser, Nährstoffkreisläufe, die Reduktion von Treibhausgasen, für Nahrungsmittelproduktion ebenso wie für Energiequellen, Rohstoffe und damit für unser Leben, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft. Und somit wichtig für die Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele.
Mit Blick auf diese Systemabhängigkeit ist das Erhalten von Biologischer Vielfalt die notwendige Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung weltweit. So abstrakt Biodiversität auch erscheinen mag, ist ihr Schutz doch unsere Versicherung: etwa gegen Elementarschäden, gegen Krankheit und gegen Ernteausfälle. Ganzheitlich betrachtet ist das Erhalten der Biologischen Vielfalt auch eine Präventionsmaßnahme, um unsere Erde und deren Bevölkerung vor weiteren Krisen zu schützen: Pandemien, Kriege um Wasser oder Ressourcen, Naturkatastrophen und schließlich Ungleichbehandlung – all dies hat einen Bezug zu intakten Ökosystemen. In diesem Wissen ist eine Minderung oder ein Schutz durch naturbasierte Lösungen zu finden. Die Natur ist Inspirationsquelle Nummer eins für kluge Innovationen, wenn im Sinne der Nachhaltigkeit gehandelt wird.
Dem Erbe von Klaus Töpfer verpflichtet, müssen wir Nachhaltigkeit leben, um nachhaltig zu leben. Dazu müssen wir die Nachhaltigkeitsziele mit Leben füllen. Wir müssen uns der Leistung der Natur stärker bewusst werden und diese Ökosystemleistungen honorieren. Wir müssen Brücken bauen und um Verständnis werben, um so Schützen und Nutzen in Einklang zu bringen.
Natur ist viel mehr, als nur schön anzusehen. Sie ist vermutlich das Wertvollste, was wir haben. Wir tun gut daran, im besten Sinne des Gemeinwohls und der sozialen und ökologischen Marktwirtschaft die Leistungen der Natur nicht nur zu nutzen, sondern sie auch zu honorieren. So stellen wir auch sicher, dass wir weltweit auf dem richtigen Weg sind, die Welt nachhaltig zu entwickeln.