Schon Goethe erkannte: Man sieht nur, was man weiß. Und bei biologischen Arten gilt zudem, dass sich nur schützen lässt, was man zuvor auch entdeckt, benannt und in das biologische System eingeordnet hat. Das ist die Aufgabe der Taxonomie: die Identifizierung, Beschreibung und Benennung von Arten. Im Jahr 1992 wurde in Rio de Janeiro der Erhalt biologischer Vielfalt im Rahmen der Convention on Biological Diversity (CBD) völkerrechtlich bindend von nahezu allen Staaten der Erde vereinbart. Die dazugehörige Global Taxonomy Initiative (GTI) regelt, wie Biodiversität erfasst, erhalten und nachhaltig genutzt werden kann und wie Profite aus dieser Nutzung zwischen Industriestaaten und weniger entwickelten Ländern verteilt werden sollen (»benefit sharing«).

Der 1999 gegründete Verein BIOPAT e. V. arbeitet im Sinne dieses »benefit sharing«: Er vermittelt Namens-Patenschaften für neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten an Personen, die mit einer Spende die taxonomische Forschung fördern und Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt in den Herkunftsländern der neu entdeckten Arten unterstützen. Zu BIOPATs Gründungsmitgliedern zählen Vertreter wichtiger Forschungseinrichtungen und -verbünde wie die Zoologische Staatssammlung München, das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, das Naturmuseum und Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt/Main, die Gesellschaft für Biologische Systematik oder die Gesellschaft für Tropenökologie.

 

Wie funktioniert BIOPAT?

BIOPAT vermittelt Patenschaften für neuentdeckte Tier- und Pflanzenarten. Die für die Übernahme einer Patenschaft erforderliche Spende wird ausschließlich für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. Artenvielfalt soll erforscht und erhalten werden. Als Anerkennung für eine Spende wird dem Paten oder der Patin die Möglichkeit eingeräumt, dem Beschreiber einen Namen für die gewählte Patenart vorzuschlagen. Bei der BIOPAT-Initiative handelt es sich nicht um einen »Verkauf« von Artnamen. Die Vergabe des neuen Artnamens nach Wunsch der Patin oder des Paten erfolgt als Dank für die entsprechende Spende. Das gesamte Procedere der über BIOPAT vermittelten Patenarten und deren Beschreibung folgt dabei höchsten wissenschaftlichen Standards und steht selbstverständlich im Einklang mit den international etablierten Regeln zur Benennung neuer Arten.

Die Vergabe von Artnamen als Anerkennung für eine Spende ist nicht neu und wurde auch historisch schon praktiziert. Die von BIOPAT eingenommenen Spendengelder fließen jedoch zur Hälfte an die Institute der artbeschreibenden Wissenschaftler zur Förderung ihrer taxonomischen Forschung und zur Hälfte – im Geist des »benefit sharing« – an Artenschutz-Projekte in den Herkunftsländern der vermittelten Arten. BIOPAT-Mitarbeiter arbeiten rein ehrenamtlich, so dass fast keine Verwaltungsgebühren oder »overheads« anfallen.

Im Artenkatalog der BIOPAT-Website (biopat.de) werden die zur Namensgebung verfügbaren Arten ebenso präsentiert wie die bereits vermittelten, neu getauften Spezies. Potenzielle Paten können sich aber auch mit besonderen Wünschen (z. B. spezielle Organismengruppe, Herkunft der Art aus bestimmter geografischer Region) an den Verein wenden. Durch viele mit BIOPAT kooperierende Wissenschaftler und Forschungsinstitute können oft auch besondere Patenwünsche erfüllt werden.

 

25 Jahre BIOPAT

BIOPAT hat bisher fast 300 Namenspatenschaften vermittelt und dafür knapp 1 Million Euro Spendengelder eingesammelt. Die Mindestspende für eine Patenschaft liegt bei 2.600 Euro, doch für besonders spektakuläre Arten darf die Spende auch gerne höher sein. Unter den BIOPAT-Paten finden sich auch Prominente. So wurde z. B. eine bolivianische Orchidee nach dem ehemaligen Sowjetpräsidenten und Nobelpreisträger Michael Gorbatschow benannt (Maxillaria gorbatschowii), oder ein Ananasgewächs nach Hannelore »Loki« Schmidt, der Frau des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt (Puya loki-schmidtiae). Auch Firmen haben schon Patenschaften übernommen, wie es die Firma Danfoss für einen Mausmaki aus Madagaskar getan hat (Microcebus danfossi). Bei der Mehrheit der Paten handelt es sich jedoch um Privatpersonen, die eine Patenschaft als Ehrung oder zum Andenken für nahe Angehörige übernehmen. Der Hochzeitstag kann dabei ebenso Anlass sein wie der Geburtstag der Oma oder ein Jubiläum des Firmengründers. Grundsätzlich lassen sich zwei Gruppen von Spendern unterscheiden. Für die einen gibt es keine speziellen Kriterien außer der subjektiven Attraktivität (z. B. Buntheit, Form) bei der Wahl der Patenart. Die andere Gruppe sucht gezielt nach einer bestimmten Pflanzen- oder Tiergattung, einem speziellen Lebensraum oder einer Herkunftsregion, zu der vielleicht eine persönliche Beziehung besteht.

Mit den gesammelten Spendengeldern hat BIOPAT in den vergangenen 25 Jahren nicht nur die Arbeit zahlreicher Taxonomen gefördert, sondern auch 45 Artenschutz- und Umweltbildungsprojekte in den Herkunftsländern der vermittelten Arten, vor allem in den artenreichen Tropen Afrikas, Asiens und Südamerikas finanziert. Wenn Sie also an ein ganz besonderes nachhaltiges Geschenk denken: BIOPAT!

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2024.