Die übergreifende Zielstellung im deutschen Nachwuchsleistungssport ist es, die Athleten systematisch auf internationale sportliche Erfolge im Hochleistungsalter vorzubereiten. Dieses Ziel ist untrennbar mit dem Anspruch verbunden, dass die sportlichen Leistungen frei von Manipulation erbracht und die Athleten vor jeglicher Form von Gewalt geschützt werden.
Im Mittelpunkt des Nachwuchsleistungssports stehen die Athleten, die sich freiwillig und mit zunehmender Leistungsbereitschaft und Kreativität Ziele stecken und diese anstreben. Damit junge Talente den langen Weg in die Weltspitze gehen wollen und können, werden die Athleten im Dreiklang sportlicher Entwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und dualer Karriere begleitet. Besonders die Persönlichkeitsentwicklung zur Entfaltung von persönlichen und sozialen Ressourcen erhält zunehmende Bedeutung. Wir möchten sicherstellen, dass die jungen Athleten sowohl während als auch nach ihrer leistungssportlichen Karriere befähigt sind, eigenverantwortlich ein sinnerfülltes Leben zu führen.
Eine entscheidende Stellgröße für die Talententwicklung im Sport ist die Qualität des Leistungssportpersonals und primär der Trainer in Vereinen und Verbänden. Ganz besonders im Nachwuchsleistungssport kommt den Trainern eine zentrale Rolle in der kontinuierlichen Entwicklung der jungen Athleten zu. Es wird weiterhin daran gearbeitet, einerseits die gesellschaftliche Anerkennung der Trainer deutlich zu stärken und andererseits die Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit in Vereinen und Verbänden zu verbessern.
Die sportliche Laufbahn beginnt in den Vereinen. Sie sind die sportliche Heimat der Athleten und die Keimzelle der (leistungs-)sportlichen Entwicklung. Zunehmende Betreuungszeiten in den Bildungseinrichtungen fordern verstärkt das Angebot von Kooperationen von Vereinen mit Kitas und Schulen. Insgesamt wird beobachtet, dass immer weniger bewegungsbegabte Kinder »von allein« den Weg in den Leistungssport finden und gleichzeitig vermehrt motorische Defizite bei Kindern und Jugendlichen entstehen.
Über verschiedene Maßnahmen der sportartübergreifenden und -spezifischen Talentsuche sowie über Schulsportwettbewerbe werden die jungen Talente gesichtet. Das Landes- und Bundeskadersystem bildet die Grundlage für die Auswahl von Athleten und eine gezielte Förderung. Aufbauend auf dem Vereinstraining werden die Athleten in Trainingsgruppen an Landes- und später Bundesstützpunkten von landes- und/oder bundesgeförderten Trainern weiterentwickelt. Vorrangig an diesen Standorten werden durch Vereine, Verbände, Sportbünde, Olympiastützpunkte und Zuwendungsgeber unter Berücksichtigung zur Verfügung stehender Fördermittel bestmögliche Trainings- und Umfeldbedingungen angeboten. Landessportbünde, Spitzen- und Landesfachverbände, DOSB und Zuwendungsgeber arbeiten gemeinsam daran, die personellen, strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen für den langfristigen Leistungsaufbau der Athleten, vom Einstieg in den Sport über den Nachwuchsleistungssport bis in die Spitze kontinuierlich zu verbessern. Dazu werden verschiedene Steuerungsinstrumente und Vereinbarungen genutzt.
Um international Erfolge erzielen zu können, sind in zahlreichen Sportarten 20 bis 30 Wochenstunden Training über acht bis zehn Jahre notwendig. Hinzu kommen Abwesenheitszeiten durch Trainingslehrgänge und Wettkämpfe von jährlich bis zu vier Monaten. Um diese hohen zeitlichen Anforderungen des Sports mit den Anforderungen der Bildungskarriere zu koordinieren, haben wir in Deutschland partnerschaftlich seit Jahrzehnten ein System für eine möglichst erfolgreiche sogenannte Duale Karriere entwickelt.
Der DOSB übernimmt gemeinsam mit seinen Partnern, vor allem im Bereich Bildung, Verantwortung dafür, dass es sportlichen Talenten gelingt, ihr Potenzial im Sport und in der schulisch-beruflichen bzw. universitären Ausbildung auszuschöpfen, sodass sie nach dem Ende der sportlichen Karriere ihre berufliche Karriere starten können. Zur systematischen Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen wurde 2013 ein »10-Punkte-Programm zur Dualen Karriere« unter Federführung des DOSB verabschiedet und im Jahr 2021 mit neuen konkreten Zielstellungen bis 2028 fortgeschrieben (www.duale-karriere.de). Wesentliche Bausteine sind dabei beispielsweise die Koordination von Schule und Leistungssport (unter anderem in den aktuell 43 Eliteschulen des Sports), von Studium und Leistungssport und der Ausbau des Duale-Karriere-Supports durch staatliche Stellen bei Bundeswehr, Polizei sowie Zoll und Feuerwehr.
Unser Anspruch in Deutschland ist es, dass Sportler zu jeder Zeit aus dem Leistungssportsystem aussteigen können und eine gezielte Unterstützung bei der nachfolgenden Lebensgestaltung erhalten. Dieser Prozess zum Karriereende wird deshalb begleitet und spezifisch beraten. Der DOSB arbeitet mit den Spitzenverbänden, Landessportbünden und weiteren Partnern kontinuierlich daran, dass Athleten die notwendigen Rahmenbedingungen vorfinden, um eine möglichst erfolgreiche leistungssportliche Karriere durchlaufen, internationale Erfolge für Deutschland erreichen und später auch beruflich durchstarten zu können.