Die Stadt Halle (Saale) erfreut sich einer vielfältigen und agilen Kulturszene mit freien Theatern, einer Vielzahl bildender Künstlerinnen und Künstler sowie Szenetreffs, Klubs, Programmkinos, Chören, Museen und Galerien. Jedes Jahr ist der städtische Fördertopf für die freie Kulturarbeit überzeichnet. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen der Vitalität der hiesigen Kulturlandschaft.  

Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, dieses Potenzial der Kulturszene weiter zu entfalten, sie resilienter gegenüber Krisen aufzustellen, sie sichtbarer zu machen. Die Pandemie haben die meisten Kulturschaffenden in Halle (Saale) dank der Hilfen zur Abmilderung der Folgen gut überwunden. Viele Akteurinnen und Akteure haben die Gelegenheit genutzt, ihre Angebote digital besser zugänglich zu machen und sich zu vernetzen. So haben sich zum Beispiel die IG Freie Theater, die IG Musikveranstaltende, die IG Bildende Kunst und die Allianz Freie Kultur Halle gegründet. Durch den Zusammenschluss und ein gemeinsames Marketing für Angebote kann es gelingen, hier neue Akzente zu setzen. Dies betrifft einzelne freie Kulturschaffende ebenso wie große Kultureinrichtungen.  

Für die Jahre 2021 bis 2030 hat die Stadt Halle (Saale) auf Initiative des hiesigen Museumsnetzwerks die kulturellen Themenjahre ins Leben gerufen. Seit drei Jahren bieten diese einen Rahmen, um dringende gesellschaftliche Entwicklungsfragen und kontroverse Sachverhalte in einem moderierten, partizipativen Prozess zu verarbeiten. Die Stadt Halle (Saale) verfolgt dabei auch die Strategie, den Aufbau des Zentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation so zu begleiten, dass die Stadt selbst ein Teil dessen wird, was das Zentrum künftig seinen Besucherinnen und Besuchern vermitteln will. 

Eine weitere Herausforderung besteht im Umgang mit den Finanzmitteln für die Kultur, die zwar leicht gestiegen sind, jedoch nicht mit der Inflation Schritt halten. Die berechtigten Forderungen der Berufsverbände nach angepassten Honorarsätzen, die nicht nur die Zahlung eines Mindestlohns ermöglichen, sondern an die Komplexität und den Aufwand eines künstlerischen Schaffensprozesses angepasst sind, können nicht erfüllt werden. Hinzu kommen Haushaltsperren aufgrund der klammen Haushaltssituation, wie sie auch andere Kommunen betrifft.  

Nicht zuletzt stellt auch die Situation von Kindern und Jugendlichen eine große Herausforderung dar. Halle (Saale) ist eine Stadt mit einem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen im Bürgergeldbezug. Darüber hinaus gibt es immer mehr migrantische Familien. Diesen Gruppen fällt es schwerer, einen Zugang zu Kunst und Kultur zu finden. Deshalb ist eine Erweiterung der Angebote der kulturellen Bildung erforderlich. 

Die Unterstützung des Stadtrats für kulturelle Belange und Impulse wie die kulturellen Themenjahre und die Entscheidung zum Zukunftszentrum stimmen uns positiv bei der Bewältigung dieser Herausforderungen in den kommenden Jahren. 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2024.