Kultur und gesellschaftlicher Wandel stehen in einem engen Zusammenhang. Im Zuge von Digitalisierung und Diversifizierung verändern sich Strukturen in Kulturbetrieben, aber auch in den Kulturverwaltungen der Kommunen. Auch die Kulturkonsumenten, das Publikum, ist einem fortlaufenden Veränderungsprozess unterworfen. Dies ist nicht nur ein Phänomen der Großstädte, sondern zunehmend der Klein- und Mittelstädte sowie des ländlichen Raumes.  

Coburg steht in den kommenden Jahren vor verschiedenen kulturpolitischen Herausforderungen. Mit knapp 41.000 Einwohnern verfügt Coburg über eine im Verhältnis zur Stadtgröße ungewöhnlich umfangreiche Kulturszene, was auch auf die hohe Bedeutung Coburgs als Residenzstadt zurückzuführen ist. Dieses Erbe ist ein Schatz, aber auch eine große Verpflichtung: Neben den aktuellen kulturellen Aktivitäten müssen auch kulturelle Institutionen mit erheblichem Aufwand aufrechterhalten und gepflegt werden. Hierzu zählt unter anderem die aufwendige Sanierung des Coburger Landestheaters, des zentralen Mittelpunkts des Coburger Kulturlebens. Der Umzug des Landestheaters in eine Interimsspielstätte – den extra erbauten Globe – bedeutet eine ganz besondere Herausforderung. Treue Theaterbesucher müssen gehalten, ein neues Publikum muss zeitgleich aufgebaut werden. Dies bedeutet, dass wir als Kommune sicherstellen müssen, dass wir die kulturellen Bedürfnisse und Interessen aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigen, und zwar unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status, denn eines ist sicher: Kulturangebote finden nicht mehr selbstverständlich zu ihrem Publikum. Gleichzeitig aber entstehen neue Zielgruppen, für die es entweder keine oder zu wenig angemessene Angebote gibt.  

Eine weitere große Herausforderung ist der Umgang mit Erinnerungskultur. Coburg ist es besonders wichtig, die Vergangenheit zu reflektieren – auch wenn die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zu Kontroversen führen kann. Dieser Umgang mit der kommunalen Vergangenheit kann Fragen der (Stadt-)Identität aufwerfen und so zur Förderung einer demokratischen Erinnerungskultur beitragen. Der Ausbau einer aktiven Erinnerungskultur ist daher von besonderer Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden antidemokratischen Tendenzen. In den kommenden Jahren werden unter anderem mit dem »Weg der Erinnerung« des jüdischen Lebens als auch mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Coburger Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutliche Zeichen für einen sensiblen Umgang mit der Erinnerungskultur gesetzt. 

Darüber hinaus rücken die Themen Nachhaltigkeit und ein attraktives Förderwesen als Herausforderung zunehmend in den Mittelpunkt. Eine gezielte Förderung von bedarfsorientierten Projekten fördert Innovation im Kulturbereich und erhöht die Qualität der Angebote. Betrachtet man dies unter den Aspekten der Nachhaltigkeit, können wir einen wertvollen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Transformation leisten. Eine passgenaue und auf die Bedarfe der Coburger Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen ausgerichtete Förderung wird uns sicher in den nächsten Jahren beschäftigen.  

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2024.