Detmold – Kulturstadt im Teutoburger Wald – diesen Titel hat sich die Stadt Detmold selbst gegeben. Er unterstreicht die Bedeutung der Kultur für die Stadtgesellschaft. Die 76.000-Einwohner-Stadt am Fuße des nämlichen Mittelgebirges beherbergt in ihren Mauern das Landestheater Detmold – ein Drei-Sparten-Haus –, die Hochschule für Musik Detmold, die Technische Hochschule OWL mit eigenem Kreativcampus für hochmoderne Medienproduktion, überregional bedeutsame Museen, Bibliotheken und Archive. Hinzu kommt eine vielfältige freie Kulturszene, für die beispielhaft hier das alle zwei Jahre zu Pfingsten stattfindende Europäische Straßentheaterfestival »BILDSTÖRUNG« steht. Vom 17. bis 19. Mai verdoppelt die Zahl der Besucherinnen und Besucher dieses Festivals die Bevölkerungszahl der Stadt. 

Auf der anderen Seite hat die Kulturstadt Detmold 2024 ein Haushaltsdefizit von elf Millionen Euro zu schultern. Von daher überrascht es wenig, dass es die wesentliche kulturpolitische Herausforderung der nächsten Jahre für Detmold sein wird, einen kommunal organisierten Kulturbetrieb weiter auskömmlich und in der erwarteten Qualität finanzieren zu können. Schon in diesem Jahr war die Verwaltungsspitze gezwungen, auch vom Fachbereich für Kultur, Tourismus, Marketing und Bildung einen Konsolidierungsbeitrag in Höhe von 100.000 Euro zu verlangen. Dafür mussten beliebte Kulturveranstaltungen in städtischer Regie zumindest in der kommenden Freiluftsaison ausgesetzt werden. Das gesamte Veranstaltungsbudget beträgt 448.000 Euro.  

Das Flaggschiff der Kultur in Detmold, das Landestheater, wird neben der Stadt von Land, Landesverband Lippe und Kreis getragen. Da bekanntlich öffentliche Mittel überall knapp sind, ist das kein Kissen, auf dem es sich gut ruhen lässt. In jeder Spielzeit muss auch hier darum gerungen werden, die notwendigen Mittel zu erlangen; alljährlich stehen die Gesellschafter der Theatergesellschaft in Verhandlungen mit der Bühnenleitung, um das Theater der Zukunft inhaltlich und finanziell zu definieren.  

Gleichzeitig schätze ich mich als Bürgermeister der Stadt glücklich, dass Detmold weiterhin ein für die Größe der Stadt ungewöhnlich reiches Kulturangebot zur Verfügung stellen kann. Damit das so bleibt, haben wir selbst die Initiative ergriffen, getreu dem vom letzten Landespräsidenten Lippes, Heinrich Drake, ausgegebenen Leitspruch: »Steht nicht rum und bekakelt die Lage.« Die Stadt hat eine Stelle für die Kulturentwicklungsplanung geschaffen. Sie soll die vielfältigen Akteure miteinander vernetzen, Vorhaben abstimmen und auf diese Weise die Allokation der knappen Mittel verbessern. Denn Kultur ist längst ein harter Standortfaktor geworden. Beim Wettbewerb um Fachkräfte können Kommunen einige Dinge beeinflussen. Bezahlbarer Wohnraum für Familien, eine qualitative Bildungskette von der Primarbildung bis zur Hochschule und nicht zuletzt Lebensqualität in Form von kulturellem Angebot – damit wird und will Detmold weiter punkten. 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2024.