Globale Themen wie Klimawandel, Kriege, Inflation, Pandemien und ihre Auswirkungen sind in allen kommunalpolitischen Bereichen spürbar, nicht zuletzt auch im Kulturbereich. Wie bundesweit zu beobachten, ist das stark veränderte Besucherverhalten bereits seit einigen Jahren eine enorme Herausforderung für die Kultureinrichtungen und damit auch eine kulturpolitische Fragestellung der Stadt Brandenburg an der Havel. Inwieweit die weltweiten Krisen ein verändertes Besucherverhalten begründen oder ob dies mit den natürlichen gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozessen einhergeht, bleibt in der Konsequenz gleich. Die Besucher- und Zielgruppen sind weniger homogen als noch vor Jahren, das »Stammpublikum« scheint es so nicht mehr zu geben und mit Einnahmen aus Kartenvorverkäufen ist kaum belastbar zu kalkulieren, weil der Besucher in seiner Wahl, warum und wann er sich für eine Veranstaltung entscheidet, nicht mehr berechenbar ist.
Das als Chance zu begreifen und schneller und nachfrageorientierter zu reagieren, scheint innovativen Formaten und jungen, neugegründeten Vereinen aktuell besser zu gelingen als den etablierten Kultureinrichtungen der Stadt. Dies führt aber unmittelbar zur nächsten kulturpolitischen Herausforderung, nämlich dem Kampf der Kulturakteure um die Verteilung der ohnehin begrenzt zur Verfügung stehenden Mittel im Kulturbereich. Der schwelende Wettbewerb und die Konkurrenz um diese Mittel unter den einzelnen Kulturakteuren in der Stadt sind leider nicht wegzudiskutieren, auch wenn dies selten offen ausgesprochen wird.
Aufgabe der Kulturpolitik ist es hier, noch mehr Transparenz in Entscheidungs- und Bewertungsprozesse bei der Mittelvergabe zu bringen und Kulturakteure für alternative Finanzierungsmöglichkeiten zusätzlich oder unabhängig von einer kommunalen Förderung zu sensibilisieren, sie zu informieren und Kofinanzierungen einzufordern. Vor dem Hintergrund der Ressourcenbündelung im Kulturbereich sind die bereits begonnene Netzwerkarbeit und Kooperationen zwischen Kultureinrichtungen und Kulturakteuren in den nächsten Jahren zu stärken und auszubauen.
Die Frage, was Kulturpolitik und Kulturverwaltung leisten kann und muss, um ein qualitativ gutes und vielseitiges Kulturleben zu entfalten, zu etablieren, zu pflegen und zu fördern – auch unabhängig von rein monetärer Unterstützung – wird Brandenburg an der Havel in den nächsten Jahren ebenfalls weiter beschäftigen. Auch hier hat die Stadt den aktiven Diskurs mit Kulturakteuren angestoßen.
Kulturszene und Kultur verstehen sich als freier Raum. Bei Inanspruchnahme öffentlicher Zuwendungen unterliegen sie aber auch gleichzeitig gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Herausforderung besteht für uns darin, diese Diskrepanz zu erkennen, zu thematisieren und immer wieder in den zuweilen auch kritischen Dialog mit den Kulturakteuren der Stadt zu gehen.