Stark in der Vokalmusik, innovativ in digitaler Kunst und Kultur, vielfältig im Bereich Urban Culture, … – Dortmund steht für mehr als Fußballkultur. Jörg Stüdemann, Stadtdirektor, Kämmerer und Kulturdezernent, zeigt im Gespräch mit Theresa Brüheim, was die Stadt im Ruhgebiet ausmacht – und wie man große kulturpolitische Herausforderungen – Stichwort Strukturwandel – erfolgreich bewältigt.

Theresa Brüheim: Herr Stüdemann, welche kulturpolitischen Themen stehen in Dortmund hoch oben auf Ihrer Agenda für dieses Jahr?

Jörg Stüdemann: 2020 haben wir ein Vokalmusikzentrum für Vokal- und Chormusik eröffnet. Dieses Jahr können wir dieses Objekt – es sind rund 3.000 Quadratmeter – erstmalig ganzjährig bespielen. Das ist ein großes Thema. Außerdem veranstalten wir gemeinsam mit den Communities seit zehn Jahren das Roma-Kulturfestival »Djelem Djelem«. Im August und September steht die Jubiläumsausgabe an – mit Open-Air-Veranstaltungen, Ausstellungen, Kunstaktionen, einem Symposium über die Rolle der Frauen sowohl in der Perspektive Diskriminierung und Vernichtung als auch bzgl. Emanzipation und Veränderung in und aus den Roma-Communities heraus. Gerade hat das Frauenfilmfestival stattgefunden, im November folgen die türkischen Filmtage.

Baulich beschäftigen wir uns im Moment intensiv mit dem Bau eines Kinder- und Jugendtheaters mit Kinderoper sowie mit der Sanierung oder dem Neubau des Schauspielhauses.

Zeitnah werden wir noch ein Produktionslabor für digitale Kunsterzeugungen einweihen – in doppelter Hinsicht. Zu einem ist die Akademie für Theater und Digitalität in den Hafen umgezogen und nimmt dort auf knapp 3.000 Quadratmetern ihren Betrieb auf. Zum anderen haben wir am Dortmunder U zusätzlich für die Bereiche Bildkunst und Ton noch ein digitales Koproduktionslabor mit Unterstützung des Landes ins Leben rufen können. Es fungiert als Workstation für Künstlerinnen und Künstler, soll aber auch für Studierende einsetzbar sein.

Dortmund versteht sich als Kulturstadt. Was unterscheidet die Dortmunder Kulturszene von anderen in Deutschland? Und wie ist sie aktuell nach der Pandemie und in der Energiekrise aufgestellt?

Unser Markenzeichen ist die Beschäftigung mit digitalen Künsten und digitaler Kultur. Das hängt damit zusammen, dass wir hier einen Ausbildungsschwerpunkt in Informatik haben. Mehrere tausend Menschen an der Technischen Universität und der Fachhochschule studieren Informatik und artverwandte Studienrichtungen in Dortmund. Zudem ist der Fachbereich Design an der Fachhochschule sehr digital ausgerichtet. Es ist ein permanenter Zufluss von jungen Leuten, die bestens ausgebildet sind, in die hiesige Kulturszene zu verzeichnen. Sei es als Teil von Startup-Unternehmen, als Ingenieurinnen, Künstler und Art-Designerinnen. Das ist eine sehr markante Profilbildung für Dortmund.

Zudem sind wir eine Stadt, die seit Jahrzehnten divers ist. Ein Drittel der Bevölkerung ist zugewandert bzw. zugewanderter Herkunft, bedingt durch die Industriearbeit und die damit einhergehende Arbeitsmigration. In den letzten Jahren kamen zudem sehr viele Menschen aus Südosteuropa und dem arabischen Raum sowie Afrika. Insgesamt leben in Dortmund rund 200.000 Menschen, die ein- und zugewandert sind – von der ersten bis zur vierten Generation. Das prägt natürlich die Kulturszene unserer Stadt. Sei es das Dietrich-Keuning-Haus als städtische Einrichtung, sei es das »Haus der Vielfalt« als Institution vom Verband der Migranten-Selbstorganisation, dem VMDO, sei es eine Reihe von Festivals, die in diesem Bereich angesiedelt sind. Wir sind erklärtermaßen bunt und bleiben bunt – egal, was über Dortmund gesagt oder geschrieben wird.

Einen weiteren Punkt, den ich für sehr markant halte, ist das Engagement im Bereich der Vokalmusik. Wir sind eine chorstarke Stadt, obwohl der klassische Männerchor und andere verschwunden sind. Nachgewachsen sind andere Projekte, auch initiiert von jungen Leuten, z. B. im Gospelbereich oder auch Barbershop-Musik sowie in der Experimental- und neuen Klassikmusik. Dortmund hat gut 300 Chöre und zwei große Akademien – die Chorakademie Dortmund und die Neue Gesangsakademie NRW. Dieser Schwerpunkt der Vokal- und Chormusik ist ein weiteres Dortmunder Markenzeichen geworden – auch mit dem KLANGVOKAL Musikfestival und dem Opernstudio im Opernhaus. Das sind die Unterscheidungsmerkmale, die uns in unserer Stadtagglomeration von anderen deutlich abheben.

Und wie sieht die Kulturszene nach Corona aus? Hoffentlich bleibt es so und das Publikum kommt weiter zurück. Selbst im freien Theaterbereich erholen sich die Besuchszahlen. Insgesamt merkt man, dass sich die Stimmung wieder aufhellt. Wir haben das Vor-Corona-Niveau noch nicht in allen Kulturbereichen wieder erreicht, aber doch annähernd. Das beruhigt.

Vor gut einem Jahr haben die Ruhr Nachrichten getitelt: »Stadt Dortmund braucht Krisenmanager: Kämmerer verschiebt den Ruhestand«. Welche Krisen managen Sie gerade?

Ich arbeite weiter wie bisher – zumindest bis Ende 2025. Ich empfinde mich aktuell nicht als Krisenmanager. Lange Zeit habe ich mit der Dortmunder Sozialdezernentin die Flüchtlingsbewegungen hier betreut, weil ich auch die Liegenschaften manage. Insofern haben wir versucht, Menschen unterzubringen, auch jenseits von Sporthallen. Es ist uns gelungen, eine gute Einquartierungstopografie aufzubauen. Auch der Zuzug von 7.500 geflüchteten Menschen aus der Ukraine ist bewerkstelligt worden. Wir müssen sehr viel zusätzlichen Schulraum schaffen. Daran arbeiten wir im Moment. Es gibt immer noch Kinder, die wir nur unzureichend beschulen können. Wir haben allein in einem Jahr 2.500 zusätzliche Kinder und Jugendliche ukrainischer Herkunft aufgenommen. Parallel haben wir einen deutlichen Zuzug aus verschiedenen Ländern des Subsaharabereichs. Damit beschäftigen wir uns, aber das kostet viel Zeit.

Die Schlagzeile hat es schon vorweggenommen: Sie sind nicht nur Dezernent für Kultur, Sie sind auch Kämmerer der Stadt Dortmund. Wie bringen Sie Ihre Aufgaben als Kämmerer mit jenen der Kulturförderung in Einklang? Welche Herausforderungen stellen sich manchmal dabei?

Man muss mit sich selbst gut verhandeln können. Ich lasse den Kulturdezernenten immer zu Bittveranstaltungen ins Büro (lacht). Nein, wir haben ein ganz gut austariertes System. Nun mache ich das schon viele Jahre. Früher war ich Jugenddezernent und habe verschiedene Bereiche der kommunalpolitischen Arbeit absolviert. Das bringt ein anderes Verständnis zu dem einen oder anderen Sachverhalt mit aufs Tapet. Am Anfang war die Skepsis groß: Wird er nicht die Chance nutzen und unverhältnismäßig viel Geld für die Kultur ausgeben? Auch die Kulturszene hatte natürlich die Sorge: Wird der Kämmerer jetzt alles dominieren und das kulturpolitische Herz schlägt nicht mehr? Aber das liegt lange zurück. Ich bin immerhin schon seit 2008 in dieser Mehrfachfunktion. Und ich habe feststellen können, dass die Bereitschaft, sich mit Themen der Kulturpolitik und der kulturellen Infrastrukturen in der Stadt auseinanderzusetzen – und zwar konstruktiv und nicht drastisch sparend – in der Ratspolitik deutlich zugenommen hat. Das ist eine sehr angenehme Entwicklung.

Dortmund ist eine stark vom Strukturwandel betroffene Stadt. Wie wirkt sich das bis heute auf die Kulturlandschaft aus? Wie gehen Sie auch mit dem industriekulturellen Erbe um?

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen industriellen Erbe, der Industriegeschichte, der Industriekultur ist ein ständiger Gesprächsgegenstand. Einmal natürlich aufgrund der architektonischen Gesamtperformance als Stadt: Was bleibt, was soll gehen, was soll an unsere eigene schwerindustrielle Geschichte erinnern und in welcher Form? Dann durch die Umnutzung von Räumlichkeiten, zuletzt auf dem Phoenix West-Gelände: In der ehemaligen Gasgebläsehalle für die Hochöfen eines Stahlwerks wird nun die immersive Kunstausstellung von Phoenix des Lumières gezeigt, eine große Illuminations- und Bebilderungsschau französischer Herkunft.

Wir haben hier das Fritz-Hüser-Institut für Arbeiterliteratur, das sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung in der Literatur beschäftigt – von christlicher Literatur zu Beginn der Industriearbeit bis zur sozialistischen Literatur. Wir haben auch ein großes Arbeitergesangsarchiv, und es werden Nachlassenschaften der Vagabundenkultur aus der bildenden Kunst und der Amateurkunstbewegungen repräsentiert. Es zeigt sich die Situation von Frauen und der Frauenbewegung aus der frühen Industriezeit bis zu den 1960er Jahren. Wir haben industriegeschichtliche Museen in industriekulturell umgenutzten Objekten, wir archivieren und präsentieren unsere Industriegeschichte.

Durch den Strukturwandel hat sich zunehmend auch eine Tendenz zur Digitalisierung und digitalen Kunstproduktion ausgeprägt – begonnen in den früheren 1990er Jahren mit dem Hartware MedienKunstVerein und der Fachhochschule in der Pionierrolle. Mittlerweile ist das so breit aufgestellt, dass wir Teile des Industriehafens zum sogenannten Digitalhafen umgestalten. Dort befinden sich die besagte Theaterakademie und Labor- und Infrastrukturangebote für Startup-Unternehmen, perspektivisch dann auch das Dortmunder Systemhaus, weitere Medienhäuser etc. Das baut sich gerade auf. In zehn Jahren wird dieses Gebiet mit Gastronomie und Aufenthaltsquartieren nicht mehr wiederzuerkennen sein. Wir leben Industriegeschichte mit Stolz und Freude. Und die Partizipation am Kulturgeschehen in der Breite hat deutlich zugenommen sowie Formen der Jugend- und Subkultur.

Einer der überregional bekanntesten Kulturorte in der Stadt ist das Dortmunder U. Welche Bedeutung hat es für die Kultur in der Stadt und auch für die Stadtgesellschaft?

Es gab zwei Signalinitiativen, die den Strukturwandel und den technologischen sowie sozialen Wandel begleitet haben. Die erste war 2002 die Eröffnung des Konzerthauses im Innenstadtbereich – damals mit der Ambition, ein Stadtquartier kulturell zum Musikcenter umzugestalten. Das Konzerthaus macht eine exzellente Arbeit, ist auch unter europäischen Konzerthäusern außerordentlich geschätzt. Aber im Umfeld haben wir antizyklisch Initiativen von Investoren von außerhalb erleben müssen, die ganze Areale aufgekauft haben, um dann eine Downsizing-Politik zu initiieren. Das heißt, man hat aus Spekulationsgründen gegen die ursprüngliche Intention der Stadtentwicklung und Stadtplanung gearbeitet. Das war ein großes Ärgernis. Und es hat dazu geführt, dass die Stadt Dortmund, als der Erwerb des Dortmunder U, eines alten Brauereihochhauses, anstand, gleich die angrenzenden Quartiere mit erworben haben. Das waren damals Brachflächen, zum Teil arrondierende Gebäudekomplexe. Insofern ist das Dortmunder U der zweite große Signalpunkt.

Heute sind vor und neben dem U Berufsschulen und Bürogebäude entstanden. Der Kunstverein ist dort hingezogen. Auch Verbandskünstler haben sich am U angesiedelt. Wir haben mit dem Freizeitzentrum West (FZW) eine Konzerthalle, ungefähr 300 Meter vom U entfernt. Jetzt entsteht noch eine Mehrfachsporthalle von Wettkampfqualität mit 3.000 Sitzplätzen. Es gibt zahlreiche Studierendenwohnungen. Es ist ein kompletter Stadtumbau in dem Areal angestoßen wurden mit dem Ergebnis, dass durch diese Initialzündung der Leerstand in einem Gebiet von 150 Hektar deutlich zurückgegangen ist. Früher waren dort 8 bis 9 Prozent Leerstand mit ramponiertem Wohnraum und verwüstetem Gelände. Heute sind wir bei 1,5 Prozent Leerstand. Entsprechend haben sich die Straßenzüge komplett geändert: Gastronomiebetriebe, Studios, Galerien etc. haben sich angesiedelt. Uns ist ein kompletter Stadtumbau, der auch immer noch läuft, auf diesem Gelände geglückt – eine wesentlich breitere Transformation, als das beim Umfeld des Konzerthauses möglich war. Insofern ist das U ein ganz wichtiger Orientierungspunkt. Das Gebäude ist auch eine Landmarke, die von der gesamten Innenstadt aus sichtbar ist. Auf dem Dach sind große LED-Paneele angebracht: Die »Fliegenden Bilder« Bilder von Adolf Winkelmann überstrahlen die Stadt. Das U selbst ist heute ein multifunktionales Kunst- und Kreativzentrum mit einem Museum für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, mit dem Hartware MedienKunstVerein, mit einer eigenen Sonderausstellungsetage, einer hochfrequentierten kulturellen Bildungsetage, U2 genannt, mit Sektoren der Fachhochschule, die dort digitale Bildproduktion als Ausbildungsgegenstand haben. Auf der anderen Seite residiert die Technische Universität mit ihrem »Campus Stadt« und zeigt Ausstellungen z. B. von Kunststudierenden oder zu Raumplanungsprojekten. Unten im Gebäude gibt es ein Kino, vor der Haustür sitzt im Nachbargebäude das european centre for creative economy – ecce, also die Kreativwirtschaftsförderung. Das U wurde bewusst als Mix zwischen Kunst, Bildung und Wissenschaftsprojekten angelegt – mit der Intention, eine Anlaufadresse für kreativwirtschaftliche Akteurinnen und Akteure zu sein. Insgesamt funktioniert das gut. Wir haben reichlich Frequenz in dieser Einrichtung. Es wächst und gedeiht.

Dortmund ist die Heimatstadt des Fußballvereins Borussia Dortmund. Welche Rolle spielt Fußball auch kulturpolitisch in der Stadt?

In Dortmund gibt es das Deutsche Fußballmuseum und ein eigenes BVB-Fußballmuseum – das zeigt schon, welchen Stellenwert Fußball in der Stadt hat. Das wird auch im Stadtbild deutlich: Wenn man aus dem Hauptbahnhof kommt, findet man linker Hand ein aufsehenerregendes Bibliotheksgebäude von Mario Botta, rechter Hand steht das Deutsche Fußballmuseum. Bei Heimspielen pilgern 80.000 Leute ins Stadion – das ist eine Botschaft. Dortmund ist ohne Fußball nicht vorstellbar: weder auf der höchsten Stufe mit Borussia noch bei dem kleinsten Fußballverein. Fußball gehört zur DNA der Stadt. Es gibt Stadtführungen, die natürlich zum Borsigplatz führen und zeigen: Hier ist der BVB gegründet worden. Wir haben in der Nordstadt eine Kirche, die mit BVB-Devotionalien gesegnet ist. Zur Saisoneröffnung finden auch Gottesdienste statt. Dortmund ist Fußball und Fußball ist Dortmund. Die damit einhergehenden kulturellen Ereignisse und Ausprägungsformen bestimmen auch den kulturellen Alltag in der Stadt – seien es Comedians, das Kabarett, der Karneval, der sich Fußball immer wieder als Thema nimmt.

Ein weiteres wichtiges Thema für Sie in Dortmund ist Urban Culture. Was verstehen Sie genau darunter und wieso ist das von Bedeutung?

Die Stadtgesellschaft setzt sich permanent neu zusammen, konfiguriert sich neu und auch ihre kulturellen Vorlieben orientieren sich neu. Der Teil, der mit Begeisterung und Traditionsbewusstsein bürgerliche Kultureinrichtungen nutzt, bleibt einigermaßen stabil. Daneben gibt es viele kulturelle und künstlerische Prozesse, die andere kulturkonsumierende und -produzierende Schichten repräsentieren. Dazu zählen alltagsnahe ästhetische Ausdrucksformen und musiknahe Ausdruckssphären. Das verstehen wir als urbane Kulturen. Es beinhaltet Urban Art, also Murals, Graffitikulturen, Stadtgestaltung in manchmal anarchisch wilder Aneignung. Hier organisieren wir als Stadt auch immer mehr mit: Wir vernetzen uns mit Akteurinnen und Akteuren aus der Sprayer- und Mural-Szene und ebenso mit den Galerien, die in diesem Bereich aktiv sind.

Hinzu kommen alle Bereiche, die mit Fashion in Berührung stehen, sprich Selbstausdruck als Person mit Mode, Performancekultur und Körperveränderungen. Es gehört der gesamte Bereich Hip-Hop und Rap dazu. Werfen Sie nur einen Blick auf den Musikmarkt, dann sehen Sie, welche Bedeutung die musikalischen Genres Hip-Hop oder Rap bei jüngeren Menschen haben. Skaten gehört ebenfalls dazu.

Und Comic selbstverständlich auch: Wir haben vor einigen Jahren einen Schauraum für Comics und Cartoons ins Leben gerufen, in dem regelmäßige Ausstellungen gezeigt werden und Events stattfinden. Das wollen wir noch stärker ausformen.

All diese Aspekte sind kulturelle Leistungen und Ausdruckssphären, die selten in Museen verhandelt werden. Allenfalls sind sie auf dem Konzertpodium zu erleben. Aber als Gesamtinszenierung finden sie kaum Berücksichtigung. Manchmal werden sie naserümpfend übergangen, je nachdem, wo man in der eigenen Interessenlage oder Wahrnehmungskultur steht. Wir haben uns vorgenommen, Urban Art stärker zu präsentieren, da sie mit dem Ruhrgebiet sehr verwoben ist. Wir wollen für den Sommer des nächsten Jahres ein Festival ins Leben rufen, bei dem wir mit den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren dieser Szenen zusammen Urban Culture kuratieren und inszenieren. In der Erwartung, dass das eine Menge Spaß bereitet, aber auch Interesse auslöst beim Publikum. Das Kulturleben verändert sich, folglich muss sich auch die Kulturpolitik klug verändern. Wir erhoffen uns eine Belebung der Stadtsituation und einen höheren Identifikationsgrad mit der eigenen Stadt jenseits des Fußballs. Ziel ist es, dass die jungen Leute, die hier ihre Ausbildung machen, langfristig bleiben. Früher ist man z. B. nach einem Design- oder Architekturstudium in Dortmund sehr schnell in andere Metropolregionen Deutschlands weitergezogen. Mittlerweile ist die Verweildauer nach der Ausbildung in Dortmund wesentlich gestiegen – auch in den kreativen Berufen.

Mit Formaten rund um Urban Culture hoffen wir, das Interesse an der Stadt in Summe zu steigern, aber auch weitere Möglichkeiten zu schaffen, um sich hier betätigen und aktiv einzubringen zu können.

Zum Abschluss: Was ist Ihr liebster Kulturort in Dortmund? Haben Sie einen Kulturtipp?

Das Dortmunder U und das Konzerthaus würde ich nicht verpassen wollen. Außerdem empfehle ich, unbedingt zum Hafen zu gehen und den Speicher 100 oder die Theaterakademie, die im Sommer eröffnet wird, anzuschauen. Dort wird deutlich, dass Stadtveränderung vorstellbar und durchhaltbar ist.

Ich persönlich halte mich beruflich bedingt dauernd in Häusern auf. Den Ausgleich suche ich in der Gartenkultur. Gern bin ich im Rombergpark, ein großer botanischer Garten von 70 Hektar Fläche. Der ist zauberhaft und lohnt immer. 

Vielen Dank. 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2023.