Gartenschauen haben eine jahrhundertealte Tradition. Seit 1951 gehören die im zweijährigen Turnus stattfindende Bundesgartenschau (BUGA) und die zehnjährig stattfindende Internationale Gartenbauausstellung (IGA) zu eben diesem Kulturerbe in Deutschland. Dabei kommt der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) eine zentrale Rolle zu: Sie übernimmt mit ausgesuchten Kommunen die Vergabe und Durchführung von BUGA und IGA. Der Geschäftsführer Jochen Sandner berichtet dazu.

Was macht die BUGA, was macht die IGA aus?

BUGA und IGA sind seit mehr als 70 Jahren das bewährte Instrument für integrierte Stadt- und Regionalentwicklung. Sie dienen dazu, eine grüne Infrastruktur in Stadt- und Region zu schaffen: Parks und Grünzüge werden angelegt, es entstehen aber auch neue Wohnquartiere. Der festgelegte Eröffnungstag einer BUGA oder IGA ist der Fixpunkt, bis zu dem die städtebaulichen Maßnahmen fertiggestellt sein müssen. Die Schau ist also ein wichtiger Motor. Bei der sechsmonatigen Gartenschau werden die Grünflächen erstmals von den Besucherinnen und Besuchern in Besitz genommen. In den verschiedenen gärtnerischen Beiträgen zeigt die Grüne Branche ihr ganzes Können.

Welche Aufgaben übernimmt die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) bei der Planung und Durchführung einer BUGA im Allgemeinen?

Die DBG steht Kommunen und Kommunalverbänden, die eine BUGA oder IGA ausrichten möchten, von der ersten Idee bis zur Umsetzung der Gartenschau zur Seite. Wir unterstützen bei Konzept, Machbarkeitsstudie und Marketing, wir beraten, wenn es um die Einwerbung von Fördermitteln geht. Bei erfolgreicher Bewerbung wird vor Ort eine Durchführungsgesellschaft gegründet. Als DBG repräsentieren wir aber auch den deutschen Gartenbau, dessen drei große Verbände – Zentralverband Gartenbau, Bund deutscher Baumschulen und Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau – unsere Gesellschafter sind. Wir koordinieren und organisieren alle gärtnerischen Aufgaben einer Bundesgartenschau, die gärtnerischen Wettbewerbe im Freiland wie die Blumenhallenschauen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Städte grüner zu machen.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher dieses Jahr bei der BUGA Mannheim 2023?

Die BUGA Mannheim 2023 bietet zwei ganz unterschiedliche Gelände, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Zum einen den Luisenpark: Er war bereits 1975 Schauplatz der Bundesgartenschau und hat einen Bestand an alten Bäumen, weiten Rasenflächen und prachtvoll bepflanzten Beeten. Zur Bundesgartenschau hat er moderne Tier- und Pflanzenschauhäuser erhalten. Das zweite Gelände ist Spinelli, ein ehemaliges Militärareal. Es ist Teil des Grünzugs Nordost, und auf der 62 Hektar großen Fläche findet ein Großteil der gärtnerischen Ausstellungen statt. Dort sind weite Wechselflorflächen zu sehen, Rosen- und Dahlienbeete, Themengärten, der Beitrag der Baumschulen, sowie der i-Punkt GRÜN – unser Informationszentrum zu allen Themen rund ums Grün. Alle Ausstellungsbeiträge orientieren sich an den vier Leitthemen der BUGA Mannheim 2023: Klima, Umwelt, Nahrung und Energie. Weite Flächen bleiben frei, was zum Konzept gehört. Denn Spinelli wird mit seiner »offenen Mitte« dauerhaft als Frischluftschneise für die Mannheimer Innenstadt fungieren. Beide Gelände sind mit einer Seilbahn verbunden, die Fahrt ist ein Highlight für viele Besucherinnen und Besucher.

Wie lassen sich Bundesgartenschauen nachhaltig gestalten? Wie können Städte langfristig von der Ausrichtung einer BUGA profitieren?

Bundesgartenschauen waren immer schon nachhaltig. Denn so gut wie alle Parks, die im Rahmen einer BUGA oder IGA entstanden sind, werden noch genutzt. Etwa der Westfalenpark, der 1959 in Dortmund entstand, oder auch der Düsseldorfer Südpark, der in seiner Form seit der BUGA Düsseldorf 1987 besteht und den wir kürzlich mit unserem Ehrenpreis für hervorragend nachhaltige Parkbewirtschaftung ausgezeichnet haben. Städte, die mit einer BUGA oder IGA in dauerhaftes Grün investieren, profitieren über viele Jahrzehnte davon. Gerade in den Zeiten des Klimawandels zeigt sich die immense Bedeutung von Grünflächen im urbanen Raum. Schon bei der Bewerbung um eine Bundesgartenschau muss die Kommune nachweisen, dass sie einen Plan für die langfristige Nutzung der neu entstandenen Grünflächen hat. In Mannheim ist das Konzept der »offenen Mitte« auf Spinelli zukunftsweisend: Durch die freien Flächen wird kühle Luft in Richtung der Innenstadt transportiert – ein wichtiger städtebaulicher Impuls für die kommenden Generationen. Aber auch touristisch kann eine Stadt oder Region von einer Bundesgartenschau profitieren – selbst über die reine BUGA-Zeit hinaus.

Welche Bedeutung für Stadtkultur und Stadtentwicklung kommt einer BUGA zu? Wie hat sich diese Bedeutung im Laufe der Zeit entwickelt?

Eine Bundesgartenschau dient dazu, Grünflächen dauerhaft zu sichern, aber auch neue Quartiere zu erschließen. In den 1950er Jahren stand, etwa in Hannover oder Kassel, der Wiederaufbau an erster Stelle. Von den 1960er bis 1990er Jahren ging es vermehrt darum, Parks zu restaurieren, zu erweitern und Naherholungsgebiete zu schaffen. Nach der Wende kamen erste Gartenschauen in Ostdeutschland hinzu mit Konversion von Industrie- und Militärflächen. Immer stärker treten auch ökologische Fragen in den Vordergrund. Eine BUGA oder IGA ist ein Experimentierfeld für Lösungen zu aktuellen Fragestellungen, etwa Regenwassermanagement und Feinstaubbindung. In den nächsten Jahren rücken auch größere Landschaftsräume in den Blick, wir planen dezentrale Gartenschauen mit der IGA Metropole Ruhr 2027 und BUGA Oberes Mittelrheintal 2029.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2023.