Pulsierendes Leben im Rom des 1. Jahrhunderts unter Kaiser Nero: Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und ihre Geschichten sind es, die es nun nach fast 2.000 Jahren wieder lebendig werden lassen. Mit 20 persönlichen Lebensberichten, basierend auf historischen Quellen, wird der Leser in eine Sphäre entführt, die einigen noch durch Sandalenfilme wie »Ben Hur« oder »Quo vadis?« vertraut sein dürfte. Die von politischer Seite protegierten Spiele, circenses, im Circus Maximus mit Gladiatoren und Wagenlenkern als beliebtes Freizeitvergnügen begeisterten – oft im Angesicht des Todes – Menschenmassen. Sie waren Ausgleich des oft harten Alltags des Broterwerbs, panem. Weitere Begegnungen widmen sich etwa dem Philosophen Seneca, einem Mitglied des römischen Senats, oder einem Geschäftsmann, der mulsum importiert, ein als lebensverlängernd geltender Gewürzwein mit Honig. Antikes Couchsurfing erlebten die Römer bei ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Denn die Herbergen waren oft wenig einladend und wurden gemieden. Auch das Landleben abseits der antiken Weltmetropole wird wieder lebendig, etwa auf dem Gutshof, villa rustica, eines römischen Arztes. Und bei all dem antiken Treiben drängen sich Parallelen zu unseren Tagen auf. So dürfte es Fastfood bereits bei den Römern gegeben haben, und mehr oder weniger anzügliche Graffitis im öffentlichen Raum erheitern uns noch heute.

Karl-Wilhelm Weeber, seit vielen Jahrzehnten als Altphilologe und Pädagoge ein Garant für eine didaktisch anschauliche Vermittlung der römischen Antike mit Spaß, Witz und Esprit, versteht dies auch bei dieser Lektüre, sodass sich ein geradezu cineastisches Erlebnis im Kopf einstellt. Prädikat: wertvoll und empfehlenswert für den Geschichts- und Lateinunterricht.

Karl-Wilhelm Weeber. Couchsurfing im alten Rom. Zu Besuch bei Wagenlenkern, Philosophen, Tänzerinnen u. v. a. Darmstadt 2022

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 02/2023.