Um es gleich vorwegzunehmen, auch ich gehöre der großen Kohorte der Boomer an und bin wie der Soziologe Heinz Bude in Westdeutschland geboren und aufgewachsen. Sein jüngstes Buch »Abschied von den Boomern«, also jener Alternden, die zwischen 1954 und 1970 geboren wurden, ist die Beschreibung einer Generation, die anfangs im Wirtschaftswachstum aufwuchs, von der Bildungsexpansion der 1960er Jahre profitierte, in der Wirtschaftskrise erste berufliche Schritte unternehmen wollte und die durchgängige Erfahrung machte, immer viel zu viele zu sein. Klassen mit 40 Schülerinnen und Schülern waren normal, nach Abschluss der Schullaufbahn herrschte Lehrstellenmangel und Knappheit an Studienplätzen. Anders als heute, wo Auszubildende fast mit Gold aufgewogen werden, erlebten die Boomer bei Bewerbungen um eine der knappen Lehrstellen 200 und mehr Absagen. Wer ein Studium, insbesondere in den Geisteswissenschaften, absolvierte, kalkulierte Arbeitslosigkeit mit ein. Die Boomer erlebten mit Tschernobyl den ersten GAU in Europa, für manche fiel Aids genau in die sexuelle Erprobungsphase, und der Start ins Berufsleben verlief für viele holprig. Viele Boomer denken angesichts gebrochener Berufsbiografien mit Grauen an ihre Rente. Diese und weitere Themen lässt Bude in seinem fast schon feuilletonistischen, sehr gut zu lesenden Buch anklingen.

Heinz Bude: Abschied von den Boomern. München 2024