Was bleibt, wenn die eigene Realitätserfahrung geprägt ist von einem Gefühl der absoluten Belanglosigkeit? Wenn das Reale fast symbiotisch mit dem Virtuellen koexistiert und nichts mehr wirklich wahr zu sein scheint? Wenn man selbst inmitten politischer Unruhen noch eine innere Distanz zum Geschehen hat? Als würde man nie aus der Rolle des Zuschauers herauskommen; als wäre die Chance auf politische Partizipation lediglich ein leises Versprechen, das nie eingelöst werden kann.
Für Arnold bleibt nur noch die Hoffnung auf eine Liebe, die eigentlich längst vergangen ist. Um diese wiederzufinden, reist er von Berlin über Paris nach Athen. Er schläft in einem heruntergekommenen Hotel, streift ziellos durch die Straßen der französischen Hauptstadt und schaut dabei unentwegt auf sein iPhone. Er wartet auf eine Nachricht von Odile. Er hat sie damals auf einer Party kennengelernt. Ein halbes Jahr später ist sie nach London gezogen. Er blieb in Berlin. Nun will er sie wiedersehen in Athen.
Und so liest er ihre vergangenen Chatverläufe, sendet Gedichtentwürfe per E-Mail an sich selbst und verliert sich immer wieder in den Untiefen des Internets. Dabei zeichnet Arnold stets die gleiche Indifferenz aus, mit der er Informationen aufnimmt: Für ihn haben Artikel über ein Artischockenfestival den gleichen Status wie Meldungen über einen Anschlag in der Nähe seines Hotels. In Athen angekommen, ist die Liebe zu Odile erkaltet und der Drang nach einer Sensation im doppelten Sinne groß. Arnold findet sich plötzlich im Zentrum eines Protests, der in systemgefährdende Ausschreitungen mündet. Ob er diese überlebt, ist unklar. Aber vielleicht spielt nicht mal das eine Rolle.
Marius Goldhorn lässt in seinem Debütroman »Park« ein Echo unserer Gegenwart erklingen, das insbesondere für die Generation der Digital Natives fast unbequem zutreffend ist und in seiner Lakonie die dringliche Frage nach der eigenen politischen Heimat und ihrer aktiven Gestaltung stellt.
Marius Goldhorn. Park. Berlin 2020