Das Theatertreffen zählt zu den großen Bühnenfestivals der deutschsprachigen Theaterszene. Jedes Jahr wählt eine Jury zehn bemerkenswerte Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum aus und lädt diese zum Theatertreffen nach Berlin ein. Das Festival wurde 1963 gegründet und fand zum ersten Mal 1964 statt. Erst nach 16 Jahren seines Bestehens wurden zum ersten Mal auch Frauen zum Theatertreffen eingeladen. Lange Zeit blieben die Geschlechterverhältnisse beim Festival ungleich. Mit der Festivalausgabe 2020 führte die damalige Leiterin des Theatertreffens, Yvonne Büdenhölzer, die Frauenquote ein. Mit der Einführung wurde verpflichtend festgelegt, dass mindestens 50 Prozent der zehn ausgewählten Stücke von Regisseurinnen stammen müssen. Drei Jahre nach der ersten Festivalausgabe mit Quote wurden für das Buch »Status Quote« alle 19 Regisseurinnen, die von 2020 bis 2023 beim Theatertreffen vertreten waren, zum Interview eingeladen. Die Frauen sprechen u. a. über ihre Erfahrungen in einem noch immer von Männern dominierten Arbeitsfeld und über die Hürden, die sie im Laufe ihres Werdegangs nehmen mussten. In den Gesprächen berichten sie darüber, ob ihnen die Frauenquote geholfen hat, und teilen ihre Gedanken zur Quote. Dabei gehen sie auch der Frage nach der Existenz einer weiblichen Ästhetik nach. Neben den Interviews berichtet Yvonne Büdenhölzer, die selbst lange Zeit keine »Quotenfrau« sein wollte, von den Anfängen der Frauenquote. Außerdem gibt Eva Behrendt Einblicke in die Geschichte des Theatertreffens und seiner Geschlechterverhältnisse. Daneben enthält das Buch ein Gespräch zwischen Karin Henkel und Lisa Lucassen, die beide vor der Einführung der Quote zum Theater eingeladen wurden. Durch das Interviewformat werden unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen von Regisseurinnen auf den Theaterbetrieb sichtbar. Das Buch zeigt, welche Bedeutung der Frauenquote beim Aufbrechen patriarchalischer Strukturen in der Theaterwelt zukommt, legt aber auch anfängliche Zweifel oder Ablehnung gegenüber der Quote und die Herausforderungen, die mit ihr verbunden sind, offen. Gerade das macht das Buch zu einer lesenswerten Lektüre.  

Status Quote. Theater im Umbruch. Regisseurinnen im Gespräch. Leipzig 2023 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2024.