In der Nacht vom 7. auf den 8. November 2016 wurde auf das Chemnitzer Kulturzentrum Lokomov ein mutmaßlich rechtsmotivierter Sprengstoffanschlag verübt, bei dem eine Schaufensterscheibe zerstört und ein Fensterrahmen beschädigt wurden. Zuvor hatte sich das Kulturzentrum an dem Theatertreffen »Unentdeckte Nachbarn« beteiligt, das sich mit der Aufarbeitung des NSU in Chemnitz und Sachsen auseinandersetzte. Bereits vor dem Sprengstoffanschlag war das Kulturzentrum mehrmals Zielscheibe von sachschädigenden Angriffen geworden. Dass es sich bei den Angriffen auf das Kulturzen trum Lokomov keinesfalls um Einzelfälle handelt, zeigen die mehr als 100 politisch motivierten Übergriffe auf Kultureinrichtungen, die für den Zeitraum von 2016 bis 2021 dokumentiert sind und von Störaktionen über Sachbeschädigung bis hin zu Hassmails und Morddrohungen reichen. Neben den lokalen Angriffen wird auch auf parlamentarischer Ebene von rechts Stimmung gegen die Kulturszene gemacht. Beispiele dafür sind die zahlreichen parlamentarischen Anfragen der AfD zur öffentlichen Förderung von Kulturprojekten oder -einrichtungen, durch die die Partei versucht, die Legitimation bestimmter Häuser und Bühnen infrage zu stellen. »Aber weshalb fordert die AfD in Dresden Etatkürzungen für moderndes Tanztheater?«, »Welchen Zweck verfolgen die unterschiedlichen Akteure mit ihren Übergriffen gegen Kunsteinrichtungen?«, »Und weshalb wird etwas so Vieldeutiges und schwer Fassbares wie Kunst überhaupt Objekt rechter Aggression?«, fragt sich Peter Laudenbach und findet für diese sowie für viele weitere Fragen in seinem Buch »Volkstheater. Der rechte Angriff auf die Kunstfreiheit« Antworten und Erklärungsansätze. Und nicht nur das. Darüber hinaus dokumentiert Laudenbachs Buch auch, wie sich Kulturinstitutionen gegen rechte Angriffe vernetzen und wehren. Das macht Mut und zeigt, dass VIELE gegen rechts sind.

Peter Laudenbach. Volkstheater. Der rechte Angriff auf die Kunstfreiheit. Berlin 2023

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 7-8/2023.