Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler wurde 1997 von der Evangelischen Kirche in Deutschland gegründet. Als gemeinnützige Förderstiftung setzt sie sich für den Erhalt evangelischer Kirchen in ganz Deutschland ein. Politik & Kultur fragt bei der Geschäftsführerin Catharina Hasenclever nach, weshalb es sich immer noch lohnt, in historische Kirchen zu investieren.
Was macht die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) genau? Welche Ziele verfolgen Sie aktuell?
Die Stiftung engagiert sich deutschlandweit für den Erhalt und die Nutzung von Kirchen. Sie fördert die historische Dorfkirche, die den Lebensmittelpunkt einer kleinen Gemeinschaft auf dem Land bildet, ebenso wie die Stadtkirche, die Ruhe und Frieden spendet, mitten im urbanen Alltag. Als gemeinnützige Förderstiftung unterstützen wir Bauvorhaben vornehmlich an »Dach und Fach« evangelischer Kirchen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Dorfkirchen in Mittel- und Ostdeutschland. Gerade angesichts zurückgehender öffentlicher und kirchlicher Mittel – bei gleichzeitig steigenden Kosten – wird eine breit aufgestellte finanzielle Unterstützung für die Gemeinden als Eigentümerinnen von Kirchbauten immer wichtiger. Seit 1999 konnte die Stiftung KiBa fast 2.000 Förderzusagen geben. Mehr als 1.600 Kirchen haben wir damit vor dem Verfall gerettet.
Neben der Fördertätigkeit hat die Stiftung KiBa natürlich auch einen Bildungsauftrag in unserer zunehmend säkularisierten Gesellschaft. Den erfüllen wir durch regelmäßige Publikationen und unsere Auftritte in den digitalen Medien: Wir berichten aus den Gemeinden, erzählen von besonderen Restaurierungsmaßnahmen oder kreativen Ideen zur Nutzung von Kirchen. Wir bündeln, veröffentlichen und verbreiten Erfahrungen und Erfolgsmodelle rund um den Kirchenerhalt. Dabei interessiert uns aktuell vor allem die vielfältige Nutzung von Kirchen möglichst quer durch die Gesellschaft. Wenn sich viele Menschen den Raum, den Kirchen bieten, für ihre jeweiligen Aktivitäten teilen, ist auch die Last der Verantwortung auf viele Schultern verteilt! Und natürlich haben wir jetzt und in Zukunft die Frage nach dem nachhaltigen Umgang mit unseren historischen Bauwerken und der sie umgebenden Natur im Blick.
Wieso lohnt es sich, alte Kirchen zu erhalten – in einer Zeit, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
Kirchengebäude spielen nach wie vor eine große Rolle im Leben – auch für viele Menschen, die sich der Institution nicht mehr verbunden fühlen. Kaum jemand möchte, dass die Kirche aus dem Dorf oder aus dem Stadtbild verschwindet. Das erleben wir täglich! Ob es der Respekt für den historischen Bau ist, ob es persönliche Erinnerungen sind, die Freude am Gesang im Kirchenchor oder das gemeinschaftliche Mit- und Füreinander, das sich noch immer in und um die Kirchen vollzieht – die Gründe dafür, dass Menschen an »ihren« Kirchen hängen, sie als Ankerpunkte und Heimatorte empfinden, sind zahlreich. Deswegen setzen sich immer wieder viele mit uns für den Erhalt der Gebäude ein. Die Frage ist jetzt, wie wir unsere Kirchen in Zukunft nutzen wollen. Wie weit wollen wir die Türen für die breite Gesellschaft mit all ihren Bedürfnissen öffnen? Was kann Kirche über den Gottesdienst hinaus an Möglichkeiten für den Zusammenhalt in der Gesellschaft bieten? Oft schon haben wir erlebt, dass die Instandsetzung der Kirche vor Ort ganze Dorfgemeinschaften mit neuem Leben erfüllt.
Welche Rolle spielt die Stiftung als Akteur der Denkmalpflege?
Die Stiftung sieht sich als tatkräftige Fürsprecherin der Kirchen mit einer großen Expertise für Kirchenbau und Kirchenerhalt. Durch die Vielzahl der Projekte, die durch die Stiftung bundesweit gefördert werden, haben wir Kontakte in zahlreiche Gemeinden. Wir sehen unterschiedliche und vielseitige Restaurierungsmaßnahmen und Nutzungskonzepte. Die Stiftung KiBa hat Kontakte zu hervorragenden Architekten und spezialisierten Handwerkern. Hier laufen viele aktuelle Themen rund um den Erhalt von historischen (Kirchen-)Gebäuden zusammen und wir können über die einzelnen Landeskirchen hinaus über Best-Practice-Beispiele berichten. Mit diesen Kompetenzen ist die Stiftung ein wichtiger Bestandteil der nationalen Denkmalpflege.
Können Sie ein aktuelles Beispiel Ihrer Arbeit anführen?
In einer Medienkooperation mit dem MDR fand im Herbst 2023 eine Fernsehshow statt, bei der Kirchengemeinden um hohe Fördersummen spielen konnten. Über einhundert Gemeinden haben sich auf eine Teilnahme beworben. Dies war schon die siebte Show dieser Art. Die Begeisterung, mit der sich die Freiwilligen für den Erhalt ihrer Kirchen einsetzen, das Engagement der Menschen – Kirchenmitglieder und solche, die es einfach für selbstverständlich halten, dass die Kirche am Ort bleiben muss – ist immer wieder überwältigend. Für mich zeigt sich in solchen Momenten konkret und offensichtlich, wie wichtig Kirchen als Räume der Orientierung, der Heimatverbundenheit, der Gemeinschaft und der Zuversicht sind. Deshalb geben unsere Spenderinnen und Spender ihre Gaben in die Hände der KiBa – so landen sie am Ende dort, wo sie gebraucht werden: bei den Menschen.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich für Ihre Arbeit? Was gilt es auch von kulturpolitischer Seite zu tun?
Unterstützung brauchen wir natürlich in erster Linie über die finanzielle Beteiligung unserer Spenderinnen und Spender. Die Stiftung kann nur die Gelder in Projekte investieren, die sie zuvor von den vielen Menschen erhalten hat, die über den eigenen Kirchturm hinausdenken und unsere Arbeit finanziell und ideell mittragen.
»Gottes Häuser« brauchen aber als bedeutendes Kulturerbe, als spirituelle Räume und als Orte der Gemeinschaft mehr denn je auch kulturpolitische Unterstützung von Bund, Ländern und Gemeinden. Hier wünschen wir uns eine größere Wertschätzung gegenüber dem historischen Erbe unserer Kirchen und die Weiterführung sowie den Ausbau von Förderprogrammen, die unbürokratisch den Erhalt von Kirchen unterstützen.