Im Mai stimmen die GEMA-Mitglieder auf der Mitgliederversammlung über eine umfassende Reform der Kulturförderung ab. Aufsichtsrat und Vorstand bekennen sich mit dem vorgelegten Antrag klar zu musikalischer Vielfalt und Chancengleichheit. Gleichzeitig bekräftigt die GEMA ausdrücklich ihren Kulturauftrag – als Solidargemeinschaft und als Kulturinstitution. Aus diesem Selbstverständnis heraus haben wir uns eine grundlegende Neuausrichtung der Kulturförderung vorgenommen. Ziel ist es, das Solidaritätsprinzip und die Akzeptanz der Förderung langfristig zu erhalten. Das neue Fördersystem soll transparent, zielgerichtet und nachhaltig sein, offen für alle musikalischen Sparten und Genres und insbesondere neue kulturelle Werte fördern – in der Nische ebenso wie beim kompositorischen Nachwuchs, auch abseits des Mainstreams und des wirtschaftlichen Erfolgs.
Warum diese Reform notwendig ist, zeigt die heutige musikalische Realität: Das Musikschaffen hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Unsere Musiklandschaft ist so vielfältig wie nie zuvor, von der klassischen Komposition bis zur elektronischen Musik, vom Liedermacher über Jazz und Punk bis zur Filmmusik. Diese Vielfalt spiegelt sich bislang nur unzureichend in der Förderpraxis der GEMA wider. Traditionell hat die so genannte »E-Musik« aufgrund historisch gewachsener Strukturen einen bevorzugten Zugang zu Fördermitteln, obwohl sich diese zum weit überwiegenden Teil aus den Einnahmen der Unterhaltungsmusik speisen. Eine Umverteilung, die sich bisweilen eher zu einer Grundsicherung entwickelt hat, als gezielt zu fördern.
Mit der neuen Kulturförderung werden diese strukturellen Ausprägungen angepasst. Die Fördermittel werden künftig nach klar definierten und transparenten Kriterien vergeben. Die Förderung erreicht damit die Bereiche, in denen kreative und innovative Impulse entstehen und Unterstützung benötigt wird, unabhängig von Genregrenzen oder etablierten Strukturen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Förderung junger Musikschaffender.
Alle Genres, die bisher keinen Zugang zu einer speziellen Förderung hatten, wie beispielsweise Jazz, Weltmusik, Chanson, Metal, Rock oder Punk, sollen künftig berücksichtigt werden, sofern die Projekte dem professionellen Musikschaffen dienen und sich unter Marktbedingungen nur schwer behaupten können. Damit wird ein Förderrahmen geschaffen, der kreative Vielfalt und kulturelle Entwicklung nachhaltig stärkt und neue Perspektiven eröffnet. Darüber hinaus soll die Reform helfen, den zehnprozentigen Abzug für kulturelle und soziale Zwecke abzusichern, ein zentrales Element der solidarischen Ausrichtung der GEMA. Denn nur eine transparente und nachvollziehbare Mittelvergabe kann dazu beitragen, die Akzeptanz des Abzugs zu sichern, sei es innerhalb der GEMA Mitgliedschaft oder gegenüber unseren internationalen Partnern. Solidarität funktioniert auf Dauer nur, wenn die Förderung für alle Mitglieder offen und nachvollziehbar ist. Wichtig ist auch, dass ein erheblicher Teil des neuen Fördertopfes für die zeitgenössische Kunstmusik reserviert bleibt, z. B. durch die neu konzipierte Kunstmusikkonzertförderung (KUK) sowie durch die Beteiligung an den verschiedenen neuen genreneutralen Förderverfahren. Keineswegs geht die »E-Musik« künftig leer aus.
Ein weiterer zentraler Aspekt der Reform ist die Fokussierung auf das aktive Musikschaffen. Die Fördermittel sollen dort ankommen, wo die künstlerische Arbeit heute stattfindet: bei aktiven Mitgliedern. Die bisherige Praxis, bei der auch Werke verstorbener Mitglieder in die Förderlogik einbezogen wurden, wird dem Anspruch an eine wirksame und zukunftsorientierte Kulturförderung nicht gerecht. Kreative Energie entsteht im Hier und Jetzt. Die neue Struktur stärkt dieses Prinzip und eröffnet individuelle Fördermöglichkeiten, orientiert an aktuellen Projekten und tatsächlichem Bedarf.
Nach der Mitgliederversammlung im Mai 2024, auf der wir die Mitglieder über das Reformvorhaben informiert haben, wird nun mit dem Antrag von Vorstand und Aufsichtsrat ein ausgewogenes Modell auf den Weg gebracht. Viele Anregungen aus der Mitgliedschaft sind in die Ausgestaltung eingeflossen. Der intensive Austausch zeigt, wie wichtig den Mitgliedern eine zeitgemäße, faire und kulturell wirksame Förderung ist. Die Reform ist notwendig, um eine starke und sichtbare Kulturförderung langfristig zu sichern. Unsere Mitglieder werden auf der Mitgliederversammlung im Mai über diesen wichtigen Schritt entscheiden.