Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in Deutschland ein hohes Gut und deswegen gesetzlich verankert. Aber er stellt sich als Dauer-Großbaustelle dar, ohne erkennbare Vision für eine zeitgemäße Neustrukturierung in Verwaltung, technischer Umsetzung, im Programm. Statt einem ernstgemeinten Aufbruch ins digitale Zeitalter werden Beitragsdebatten geführt, in Gremien, in denen es vorrangig um regionale Pfründe und politische Interessen einzelner Bundesländer geht.
Das ist Wahnsinn, angesichts der politischen Herausforderungen.
Die Öffentlich-Rechtlichen sollen sich reformieren, und sie stehen unter Spardruck. Gleichzeitig wurde ihr Auftrag geschärft; in der letzten Änderung des Medienstaatsvertrages wurde die Kultur ausdrücklich als gleichrangiges Ziel hinzugefügt. Dennoch hatte die Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen, eine Überführung von 3sat in arte möglich zu machen. Nach erheblichem Protest sieht es nun nicht danach aus, als würde diese Option gezogen. Aber allein die Idee zeigt, wie realitätsfern Entscheidungen gefällt werden, die nicht nur das Programm, sondern auch die Produzierenden betreffen.
Arte als deutsch-französisches Gemeinschaftsprogramm hat eine völlig andere Struktur und ein anderes Programmprofil als 3sat. 3sat ist vor allem stark im Dokumentarischen; hier werden für einen Regel-Sendeplatz noch Kinokoproduktionen und eine vielbeachtete Reihe für Nachwuchsfilmemacherinnen und -macher produziert. Wenn diese Aufträge wegfallen, schadet das nicht nur dem Angebot, sondern vor allem auch der unabhängigen Produzentenlandschaft und den Kreativen. Dabei sind sie das Herzstück einer offenen, diversen und demokratisch organisierten Medienlandschaft.
Kultur ist elementar für unsere Gesellschaft, und sie wird auch gesehen: Im Oktober konnte arte bei den 14- bis 49-Jährigen die beste Quote seit vielen Jahren verzeichnen, auch 3sat hat einen Jahresbestwert beim jungen Publikum erzielt.
Wir appellieren an die Verantwortlichen in Sendern und Politik, endlich den Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen ernst zu nehmen und Kultur im Programm zu stärken, in allen Facetten!
Mehr dazu
In der Ausgabe 11/24 von Politik & Kultur (S. 3) finden Sie einen Artikel zum Reformstaatsvertrag. Der Deutsche Kulturrat hat am 10. Oktober eine Stellungnahme »Kulturelle Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärken statt einschränken« veröffentlicht (kulturrat.de/positionen).