Kulturpolitik ist hauptsächlich Handwerk. Doch Handwerk kann schmutzig machen und hat wenig Glamour. Die Arbeit der kulturpolitischen Handwerker ist nicht besonders angesehen. Der Kulturbereich hat doch so viele schöne, glitzernde Seiten zu bieten, warum soll man sich dann die Hände schmutzig machen. 

Die Medien tragen einen gehörigen Anteil daran, dass die kulturpolitische Kärrnerarbeit eher verpönt ist. Wer von den Feuilletons wahrgenommen werden will, muss Bilder erzeugen und möglichst pathetische Auftritte absolvieren. Kulturpolitisches Handwerk wird von den Medien nur selten bemerkt. 

Viele wichtige kulturpolitische Baustellen brauchen aber dringend mehr kulturpolitische Handwerker. Zu nennen sind die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Weiterentwicklung des Humboldt Forums, der Ausbau des Bundesarchivs mit Entwicklung des ehemaligen Geländes der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR zu einem zeitgemäßen Museum, die umfänglichen Kulturgutschutzmaßnahmen in der Krise – von der Priorisierung von Kulturgut, das im extremen Notfall in Sicherheit gebracht wird, bis zum Auflösen des energetischen Investitionsstaus in vielen Kultureinrichtungen. Und natürlich die Entwicklung der neuen Milliarde schweren Energiefonds zur Unterstützung von Kulturorten in der Gas- und Stromnotlage in diesem Winter. Ebenso wie die ins Stocken geratene Großbaustelle zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Künstlerinnen und Künstler. 

Immer stehen Bund und Länder bei diesen kulturpolitischen Großbaumaßnahmen in gemeinsamer Verantwortung. Und auch wir als Vertreter der organisierten Zivilgesellschaft stehen in Mitverantwortung. 

Besonders deutlich wird, dass kulturpolitische Handwerker fehlen, gerade in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Massive Kürzungspläne im Auswärtigen Amt betreffen das Goethe-Institut, den Deutschen Akademischen Austauschdienst, aber auch kleine, extrem wichtige Initiativen, wie die Webseite qantara.de. Qantara hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen Plattform des Austauschs zwischen dem Westen und der arabischen Welt entwickelt. Ein kulturelles Juwel!  

Gerade jetzt, in diesen Krisenzeiten bei der auswärtigen Kulturpolitik zu sparen, ist ein kapitaler handwerklicher Fehler. 

Um im Bild des Handwerks zu bleiben, für die vielen Kultur-Baustellen brauchen wir noch mehr Handwerker, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen. 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2022.