In den kulturpolitischen Debatten spielt die öffentliche Kulturfinanzierung eine wichtige Rolle. Oftmals ist von Einsparungen und gravierenden Einschnitten die Rede. Teilweise sind aber auch Aufwüchse in den Kulturetats zu verzeichnen.
Die aktuelle Diskussion haben wir zum Anlass genommen, die Kulturverantwortlichen in den Ländern nach Einsparungen, Mittelaufwüchsen oder veränderten Prioritätensetzungen zu fragen. Wir haben allen für die Kultur zuständigen Ministerinnen und Minister folgende Fragen gestellt:
- Wurde der Kulturetat in Ihrem Land erhöht oder wurden Einsparungen vorgenommen? Welche Prioritäten werden bei Ihnen in der Kulturförderung gesetzt? Wie sehen die Perspektiven für 2026 aus?
- Wurden mit Blick auf die öffentliche Kulturförderung in Ihrem Land für alle künstlerischen Sparten Honoraruntergrenzen eingeführt? Wurden hierfür zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt – oder sehen Sie derzeit von der Einführung von Honoraruntergrenzen ab?
11 von 16 Bundesländern haben geantwortet. Einige Länder konnten unsere Fragen mit Blick auf laufende Haushaltsverhandlungen nicht beantworten. Den Beitrag des Ministers aus Hamburg, Carsten Brosda, lesen Sie in diesem Artikel.
Hamburg
Fast jeden Tag erleben wir gerade, wie sich die Weltlage innerhalb weniger Minuten verändern kann. Selten war unsere Gegenwart so volatil, unsere Gesellschaft so in Unruhe. Damit müssen wir umgehen – und dabei können die Künste helfen: mit neuen Perspektiven, Inspiration und Begegnung. Künstlerische Positionen öffnen Räume, in denen wir über den Zustand unserer Gesellschaft und eine bessere Zukunft ins Gespräch kommen können. In Hamburg war es uns deshalb besonders wichtig, gerade jetzt für die Kultur Stabilität und Kontinuität zu schaffen, damit sie diese Dynamik erzeugen kann. Die Hansestadt ist in der glücklichen Lage, dass der Gesamthaushalt wächst, sodass auch das Budget für Kultur und Medien im Haushalt 2025 um rund 50 Millionen Euro auf 461 Millionen Euro und 2026 um weitere rund 13 Millionen Euro auf 474 Millionen Euro erhöht wird. Doch es braucht hierfür nicht nur die stabile finanzielle Lage der Stadt, sondern auch Rückenwind in Politik und Verwaltung: Senat und Bürgerschaft haben die Bedeutung der Kultur für unsere Stadt erkannt und stehen hinter der Erhöhung des Budgets für das Ressort Kultur und Medien.
Der Kultur in Hamburg Planungssicherheit und Stabilität zu bieten, ist dabei ein zentrales Ziel. Kultureinrichtungen, die institutionell gefördert werden, erhalten mehr Mittel, um die Inflation und die in vielen Bereichen gestiegenen Kosten ausgleichen zu können, zum Beispiel für Energie oder für Personal. Und auch im Bereich der freien Förderung und der Unterstützung kreativwirtschaftlicher Betriebe können wir Impulse setzen.
Außerdem arbeiten wir weiter am Ausbau der kulturellen Infrastruktur unserer Stadt. In den nächsten Jahren stehen wichtige Bau- und Sanierungsmaßnahmen an. Das Museum für Hamburgische Geschichte, das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt und Kampnagel werden umfassend saniert, dabei auch inhaltlich neu ausgerichtet und für die gesamte Stadtgesellschaft weiter geöffnet. In den nächsten Jahren werden auch neue Kulturinstitutionen wie das Haus der digitalen Welt und das Deutsche Hafenmuseum entstehen. Daran arbeiten wir bereits mit voller Energie und wollen den Grundstein dafür legen, dass die Kultur auch in Zukunft die Räume bietet, die eine Stadtgesellschaft für Austausch und Begegnung braucht.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich Stadtteilkultur: Hier gehen wir einen großen Schritt hin zu fairer Entlohnung in der Kultur. Wir erhöhen auch hier die Mittel für die Stadtteilkulturzentren um rund zehn Prozent, aber mindestens genauso wichtig ist eine verbesserte Entlohnung des Personals durch eine angemessene tarifliche Eingruppierung. In einem gemeinsamen Prozess mit den Stadtteilkultureinrichtungen und den Bezirken ist es endlich gelungen, neue Stellenbewertungen zu erstellen und Eingruppierungen neu vorzunehmen, mit dem Ergebnis, dass die Arbeit, die in der Stadtteilkultur seit vielen Jahrzehnten sehr engagiert und erfolgreich geleistet wird, endlich fair bezahlt werden kann. Hierfür stellen wir die erforderlichen zusätzlichen Mittel zur Verfügung.
Ein genauso wichtiger Schritt hin zu fairer Bezahlung im Kulturbereich ist die Einführung der Honoraruntergrenzen in den verschiedenen Sparten, sowohl für Künstlerinnen und Künstler als auch für die vielen anderen Beschäftigten in der Kultur. Damit Kulturveranstaltende die Honoraruntergrenzen einhalten können und die Zahl der geförderten Projekte nicht sinken muss, stellen wir ebenfalls zusätzliche Mittel zur Verfügung und erhöhen die Förderung, zum Beispiel für die Privattheater und freien Kunstorte, für die Freie Szene, die Ausstellungsvergütung oder für unsere Projektförderprogramme in allen Bereichen.
Dies alles tun wir, um den Kulturinstitutionen und den Kulturschaffenden in unserer Stadt Stabilität, Sicherheit und Perspektiven zu bieten – und letztlich die Freiheit und Vielfalt der Kultur zu sichern.