Die digitale Transformation durchdringt zunehmend unseren Alltag. Sie führt zu einer Kombination analoger und digitaler Erfahrungsräume, verändert die Art, wie wir als Individuen und als Gesellschaft kommunizieren, Kultur rezipieren und Kultur produzieren. Für Kulturschaffende besteht die besondere Herausforderung darin, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie die künstlerische Produktion in der digitalen Welt für eine Verwertung hinreichend zu schützen. Angesprochen ist damit die Souveränität von Künstlerinnen und Künstlern über die Entscheidung darüber, digitalen Content überhaupt zugänglich zu machen und dann zu welchen Konditionen. Die bislang etablierten Wege über große Plattformen oder rein privatwirtschaftlich agierende Akteure erschweren die Durchsetzung solcher Verwertungsinteressen.  

Hier setzt die Initiative für einen nationalen Datenraum Kultur an, die zum Ziel hat, eine souveräne sparten- und länderübergreifende digitale Vernetzung von Kultur-Daten aller Art zu ermöglichen, der die Effekte der wissenschaftlichen FAIR-Prinzipien – findable, accessible, interoperable, reusable – mit den Kriterien für eine erwerbswirtschaftlich orientierte Nutzung von Daten kombiniert. Die Unterstützung der aktiven Kulturproduktion steht damit im Vordergrund.  

Die Technologie des Datenraums Kultur adaptiert die in der europäischen Initiative GAIA-X entstehenden Standards für die Domäne Kultur. GAIA-X unterstützt neuartige Wertschöpfung, die durch Datenaustausch und integrative Angebote zwischen Organisationen ermöglicht wird. Dies erfolgt in »Co-Creation« durch allianzgetriebene Communities, welche die Regeln der Zusammenarbeit in Rahmenverträgen formalisieren und das Vertrauen zwischen allen beteiligten Parteien stärken.  

Normdaten entwickelt GAIA-X nur in Form von Informationsmodellen. Kulturschaffende können sich dem Datenraum technisch über sogenannte Konnektoren und organisatorisch über entsprechende Teilnahmeverträge anschließen und so von seinen Vorteilen sowohl in Qualität und Effizienz des Datenaustauschs als auch bezüglich des geschaffenen Vertrauens profitieren. Für die Anpassung des GAIA-X-Informationsmodells auf die Domäne Kultur kann das Europeana Data Model als wichtiger Bestandteil dienen. 

Die Föderationsdienste des Datenraums Kultur ergänzen mit ihrem Fokus auf souveränen Datenaustausch Infrastrukturdienste und Normdaten-Vorhaben für die Zugänglichkeit von Kulturerbe, z.B. Deutsche Digitale Bibliothek, Europeana, und dessen wissenschaftliche Aufarbeitung entlang der FAIR-Prinzipien , z.B. NFDI4Culture, für Forschungsdaten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern. Sie reichen von Architektur-, Kunst- und Musik- bis hin zu Theater-, Tanz-, Film- und Medienwissenschaften. Integrationsoffenheit und die konsequente Nutzung interoperabler Standards erlauben in Kombination mit den Föderationsdiensten und Governance-Grundlagen des Datenraums Kultur auch in kulturellen Daten-Ökosystemen spartenübergreifende Dienste für Kultureinrichtungen unter Einbindung von Initiativen in Wissenschaft und Forschung sowie die Integration der verwandten digitalen Kreativ- und Medienindustrien.   

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 05/2022.