Die Büchergilde Gutenberg, 1924 vom Bildungsverein der deutschen Buchdrucker gegründet, verfolgt seit jeher das Ziel, qualitativ hochwertige Bücher einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ursprünglich als gewerkschaftliche Buchgemeinschaft ins Leben gerufen, hat sie sich im Laufe der Jahre zur einzigen noch bestehenden Buchgemeinschaft in Deutschland entwickelt und zählt heute rund 60.000 Mitglieder. »Vorwärts mit heiteren Augen« – der Titel des ersten Buches der Büchergilde, ein Erzählwerk von Mark Twain, – steht für den Beginn einer langen Tradition. »Die Buchdrucker hatten von Anfang an ein Auge für schöne Bücher«, betont Alexander Elspas, Geschäftsführer der Büchergilde. Diese Leidenschaft für literarisch und ästhetisch hochwertige Buchkunst prägt die Büchergilde bis heute.
Buchkunst
Das wesentliche Markenzeichen der Büchergilde ist die exquisite Ausstattung ihrer Bücher. Jedes Buch besticht durch eine hochwertige Leinenbindung und kunstvolle Illustrationen, die sowohl den ästhetischen Ansprüchen der Leserinnen und Leser gerecht werden als auch die lange Tradition der Buchgestaltung fortführen. Zur Buchgestaltung gehören neben den Illustrationen auch Typografie, Satzspiegel und Einband, die harmonisch aufeinander abgestimmt werden, um Lesbarkeit und Freude am Text zu fördern. Die Büchergilde bietet bibliophilen Menschen ein Zuhause. Geschäftsführer Elspas sagt im Interview: »Auf Messen und über die digitalen Kanäle schlägt uns gerade von jungen Menschen Begeisterung für unsere Bücher entgegen. Für uns bedeutet das, weiterhin zu überlegen, welche Themen und Designs wichtig und spannend sind, und zwar für diesen Lesenachwuchs genauso wie für die Gesamtheit unserer Mitglieder, die aus verschiedenen Generationen stammt.«
Qualität statt Mainstream
Die Buchauswahl bei der Büchergilde folgt einem strengen Qualitätsanspruch. Anders als andere Anbieter orientiert sich die Büchergilde nicht an Bestsellerlisten, sondern am literarischen und inhaltlichen Wert der Werke. Viele Titel entstehen aus sorgfältig ausgewählten Lizenzverträgen. Der Schwerpunkt liegt auf anspruchsvoller Literatur, die sowohl Klassiker als auch zeitgenössische Werke umfasst.
Gesellschaftliches Engagement
Neben ihrer Liebe zur Buchkunst engagiert sich die Büchergilde auch sozial. Der Förderverein »Die Welt des Lesens e. V.« fördert die Lesemotivation und Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen und erleichtert ihnen den Zugang zu Bildung und Kultur, um ein demokratisches Grundprinzip zu fördern. Für ihre herausragende Buchgestaltung hat die Büchergilde bereits 150 nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung des künstlerischen Nachwuchses, insbesondere durch den Büchergilde-Gestalterpreis, mit dem junge Künstlerinnen und Künstler sowie Illustratorinnen und Illustratoren ausgezeichnet werden. Die Nachwuchsförderung ergänzt die exzellente Buchgestaltung und ist ein zentraler Bestandteil des Engagements der Büchergilde.
Tradition trifft Moderne
Mitglieder der Büchergilde dürfen sich seit jeher vier Bücher pro Jahr aussuchen. Die Programmverantwortlichen stellen aus der Flut der Neuerscheinungen vierteljährlich ein erweitertes Programm zusammen, in dem die Mitglieder die für sie passenden Titel finden. Die Einführung digitaler Formate und eine verstärkte Online-Präsenz tragen dazu bei, auch jüngere Leserinnen und Leser anzusprechen, ohne die treuen Mitglieder aus den Augen zu verlieren. Die Umwandlung in eine Genossenschaft im Jahr 2014 stärkte die gemeinschaftliche Struktur und sicherte langfristig die Unabhängigkeit.
Blick in die Zukunft
Anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Büchergilde verrät der Geschäftsführer Elpsas im Interview: »Im Jubiläumsjahr wollen wir die Mitgliederzahl der Buchgemeinschaft und der Genossenschaft nach vorne bringen! Das sind die beiden zentralen Punkte, um die Büchergilde für die Zukunft zu stärken.« Mit einer stabilen Mitgliederbasis und Plänen, den Fokus auf Kinder- und Jugendbücher sowie englischsprachige Titel zu erweitern, zeigt der Verlag, dass er auch im digitalen Zeitalter relevant bleiben kann. Seine aufwendig gestalteten Bücher finden zunehmend Beachtung in den sozialen Medien, wo sie von jungen Leserinnen und Lesern nicht nur der BookTok-Generation stolz präsentiert werden. – Lassen sich literarische und ästhetische Qualität von Büchern mit dem sozialen Engagement eines Verlages verbinden und ihn damit zu einem attraktiven Zukunftsbegleiter für die nächsten Lesegenerationen machen? Der Mitbegründer und Cheflektor der Jahre 1924 bis 1927, Ernst Preczang, übermittelt auf der Webseite der Büchergilde einen »frohen Gruß« an alle »Gildenbrüder und Gildenschwestern, die helfen wollen, dass unsere Gemeinschaft eine gute und fruchtbare werde. Möge jeder für sie werben. Denn je mehr wir sind, desto schöpferischer wird sie sein.« Der Büchergilde scheint zu gelingen, woran andere häufig scheitern.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2024.