Als einziges Parlament der Welt, das einen Filmpreis vergibt, rückt das Europäische Parlament jedes Jahr das europäische Kino ins Rampenlicht. Vor nunmehr dreizehn Jahren wurde der LUX-Filmpreis des EU-Parlaments ins Leben gerufen, um den Vertrieb europäischer Filme zu fördern. Seither haben wir Abgeordneten mit diesem Preis jährlich einen Film ausgezeichnet, der auf besondere Weise das europäische Publikum berührt und mit Blick auf die aktuellen sozialen und politischen Herausforderungen in Europa zum Nachdenken anregt. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat der LUX-Filmpreis so dazu beigetragen, über 100 Filme zu fördern und durch die Unterstützung europäischer (Ko-)Produktionen die sprachlichen und vertrieblichen Barrieren der europäischen Filmindustrie zu überwinden.

Nun hat der begehrte Preis eine Neuauflage erhalten. Ab sofort stimmen nicht nur wir EU-Abgeordneten über den Preisträger ab, sondern die Zuschauer werden direkt an der Auswahl des Gewinnerfilms beteiligt und können selbst ihren Favoriten wählen. Damit wollen wir die Verbindung zwischen Politik und Bürgern stärken und das Publikum aktiv in europäische Debatten einbinden. Die Stimmen der Europaabgeordneten und die des Publikums werden dabei jeweils mit einem Anteil von 50 Prozent gewichtet. Außerdem ist die Europäische Filmakademie (EFA) nun mit an Bord. Die EFA vereint über 3.800 Filmschaffende in ganz Europa und widmet sich seit ihrer Gründung im Jahr 1988 der Förderung der europäischen Filmkultur. Durch die neue Zusammenarbeit mit der EFA soll ein noch breiteres Publikum erreicht und die Sichtbarkeit der Filme erhöht werden. Auch die Europäische Kommission und das Europa Cinemas Netzwerk sind Partner des neuen LUX-Preises. Der vollständige Name des neu aufgelegten Preises spiegelt diese Partnerschaften wider: »LUX – der europäische Publikumsfilmpreis des Europäischen Parlaments und der European Film Academy in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und Europa Cinemas«.

Darüber hinaus werden von nun an nicht mehr drei, sondern fünf Filme als Finalisten nominiert. Diese werden wie bisher in allen 24 Amtssprachen der EU untertitelt und in den Mitgliedstaaten gezeigt. Mit all diesen Neuerungen wollen wir das Ziel erreichen, noch mehr europäische Filme einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen. Wir möchten unseren LUX-Preis mehr und mehr Europäerinnen und Europäern nahebringen. Das europäische Kino ist so vielfältig und hat so viel zu bieten und genau das wollen wir den Menschen in Europa ans Herz legen.

Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, durch die Kunst, Kultur und Kino stark in Bedrängnis geraten sind, geht es darum, mit dem neuen LUX-Publikumsfilmpreis die europäische Kreativität und die Vielfältigkeit der europäischen Kinobranche zu unterstützen.

Das europäische Kino ist ein Spiegel unserer Gesellschaften und ganz entscheidend für die Bewahrung unserer kulturellen Vielfalt. Es ist systemrelevant – gerade jetzt. Der neue Preis ist in dieser Zeit ein Schritt nach vorn, um europäische Produktionen zu fördern und die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern zu unterstützen, die von der Coronakrise schwer getroffen wurden.

Natürlich steht die diesjährige Preisvergabe zum Teil unter dem Schatten des Coronavirus. So wurden in diesem Jahr aufgrund der Coronakrise und ihrer Auswirkungen ausnahmsweise nur drei anstatt wie geplant fünf Filme für den neuen LUX-Preis nominiert. Dabei sind mit den drei Finalisten, die von einem Auswahlgremium aus Kinofachleuten ausgewählt und bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises am 12. Dezember vergangenes Jahr bekannt gegeben wurden, bereits hochkarätige Filme nominiert worden. Mit »Another Round«, einer dänisch, niederländisch und schwedischen Koproduktion des Regisseurs Thomas Vinterberg, und »Collective«, einer Koproduktion aus Rumänien und Luxemburg von Alexander Nanau, sind gleich zwei Filme im Rennen, die zugleich auf der Shortlist für den Oscar als bester internationaler Spielfilm stehen. Und auch »Corpus Christi«, eine Koproduktion aus Polen und Frankreich vom Regisseur Jan Komasa, war im vergangenen Jahr für diesen Oscar nominiert.

Noch bis zum 23. Mai können diese drei Filme in ganz Europa bei Vorführungen oder online gesehen werden. Solange können das Publikum und wir Europaabgeordneten online unter luxaward.eu für unseren Lieblingsfilm abstimmen.

Am 9. Juni soll schließlich der Gewinnerfilm während der Preisverleihung im Europäischen Parlament verkündet werden. Der ausgezeichnete Film wird anschließend auch für hör- und sehbehinderte Menschen produziert und beim Vertrieb unterstützt.

Aber auch über die Preisverleihung hinaus wollen wir mit dem LUX-Preis europäische Produktionen für ein breites Publikum erreichbar machen. So wurde im Rahmen des Preises erst kürzlich eine Suchmaschine eingerichtet, die es ermöglicht, europäische Filme bequem von zu Hause aus zu genießen. Filmfreunde können unter luxaward.eu/de/video-demand-vod auf allen Video-on-Demand-Plattformen in der EU und im Vereinigten Königreich gleichzeitig nach über 120 LUX-Preis-Filmen aus allen bisherigen Preisvergaben suchen. Die Datenbank wird ständig aktualisiert, um die aktuell angebotenen Titel widerzuspiegeln. Eine tolle Möglichkeit, um bequem von der heimischen Couch aus der Realität zu entfliehen und jeden Tag eine ganz neue Welt zu entdecken!

Mit dem neuen LUX-Publikumsfilmpreis bieten wir somit eine greifbare Unterstützung für Kino und Kultur in Europa. Wir helfen Filmen dabei, europäische Grenzen zu überwinden und auch außerhalb ihres Ursprungslandes Resonanz zu finden. Ich freue mich sehr, dass wir damit auf die Erfolge des bisherigen LUX-Preises aufbauen können und unsere Reise nun mit neuen Partnern fortsetzen.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 04/2021.