Seit über 35 Jahren unterhält Heinrich Schafmeister sein Publikum, ob auf der Theaterbühne, der Kinoleinwand oder zu Hause vor dem Fernseher. Bekannt ist er unter anderem aus Filmen wie »Der bewegte Mann«, den Kriminalfilm-Reihen »Wilsberg«, »Tatort« und »Polizeiruf 110« oder der ZDF-Filmreihe »Rosamunde Pilcher«, um nur einige Beispiele zu nennen. Was Unterhaltung dabei für ihn ausmacht und ob es schwieriger ist, Menschen zum Lachen oder zum Weinen zu bringen, darüber spricht er mit Maike Karnebogen.
Maike Karnebogen: Herr Schafmeister, seit 1984 arbeiten Sie als Schauspieler sowohl am Theater als auch bei Film und Fernsehen. Was bedeutet es für Sie, Schauspieler zu sein?
Heinrich Schafmeister: Ich komme ursprünglich aus der Musik, habe früher Rockmusik gemacht. Über Bands und Straßenmusik bin ich zum Rock-Theater gekommen, damals mit Piet Klocke. Musik habe ich richtig ernstgenommen. Und das andere, das kannte ich noch gar nicht richtig. Da ging es auch darum, Leute zum Lachen zu bringen. Das war die Hauptsache. Weil ich anfangs naiv war und noch so unwissend, fiel mir das relativ leicht. Aber dann gab es die Schwierigkeit der Wiederholbarkeit. Letztendlich will ich die Leute bewegen, ich will sie zum Lachen bringen. Damals durch Musik. Jetzt, wenn ich spiele oder wenn ich drehe.
Sie spielen Theater, in Kino- und Fernsehproduktionen sowie in Fernsehserien, in Krimis, Komödien, Science-Fiction-Filmen oder auch Comedyserien. Welche Bedeutung kommt der Unterhaltung im Film und Fernsehen zu?
Es gibt eine komische Trennung in der Politik zwischen Kultur und Unterhaltung. Eine Unterhaltung, die keine Kultur ist, ist keine Unterhaltung. Und Kultur, die nicht unterhält, ist keine Kultur. In dem Wort »Unterhaltung« steckt ja »Unterhalt« drin. Und auch das Wort »Haltung«. Das alles sollte man bei Unterhaltung berücksichtigen. Was ich hasse, ist die Unterscheidung in »E-« und »U-Kultur«. Das eine ist ernst und das andere ist nur Unterhaltung. Das ist eine deutsche Unart, die im Ausland nicht so geführt wird. In Deutschland wird das so gepflegt und es geht mir ziemlich auf die Nerven, weil es nicht stimmt. Ob ich noch erleben werde, dass diese Grenze überwunden wird? Ich weiß es nicht.
Unterscheidet sich »das Unterhalten« für Sie denn beim Theater zu dem in Film und Fernsehen?
Nein, das ist genau das Gleiche. Es ist ein anderes Mittel, eine andere Ökonomie. Die Herangehensweise, wie komme ich an eine Figur, wie nähere ich mich einer Figur, das ist letztendlich das Gleiche. Ich will die Menschen bewegen, will sie unterhalten. Ob ich drehe, ob ich Kino, eine Serie oder Kinderfernsehen mache oder ob ich Theater spiele, ganz egal. Natürlich ist es klasse, wenn man beim Theaterspielen direkt vorm Publikum steht und die Reaktion, das Lachen, mitbekommt. Jedes Publikum ist ein anderes, hat eine andere Persönlichkeit. Oft werde ich gefragt: »Was finden Sie denn besser? Drehen oder Theater spielen?« Dann sage ich: »Was ist wichtiger? Tennis oder Tischtennis?« Das kann man gar nicht sagen. Gesegnet ist man, wenn man beides machen kann.
Wie schwer ist es, ein Publikum gut zu unterhalten?
Ich mache viele Komödien. Komödien sind, das ist auch eine Binsenweisheit, am herausforderndsten, am anstrengendsten zu spielen. Aber das mache ich am liebsten. Von dem amerikanischen Schauspieler und Autor George Burns gibt es einen Spruch, den ich wahnsinnig gut finde: Das Wichtigste beim Schauspiel ist die Wahrhaftigkeit. Wenn man die gut imitieren kann, dann hat man es geschafft.
Ist es also schwieriger, ein Publikum zum Lachen als zum Weinen zu bringen?
Definitiv. Eine Komödie ist letztendlich auch nur ein Drama. Nur mit einem ganz bestimmten Rhythmus. Und den muss man treffen. Das ist definitiv schwieriger.
Welche Rolle war für Sie die bisher herausforderndste?
Meist ist die aktuelle Rolle die schwerste. Ich spiele gerade die Wiederaufnahmeproben von »Kunst« von Yasmina Reza. Ein tolles Stück. Zeitlos, eigentlich schon ein Klassiker. Es geht um drei Freunde. Momentan strengt mich das am meisten an.
Vielen Dank.