Streit mögen wohl die wenigsten, zumindest im privaten Bereich. Und wenn es dazu kommen sollte, dann erwartet man eine gewisse Streitkultur. Für eine funktionierende Demokratie ist das Streiten systemimmanent. Der Herausgeber Stephan Russ-Mohl, Kommunikationswissenschaftler und ehemaliger Hochschullehrer, widmet sich mit den Autoren dem öffentlichen gesellschaftspolitischen Diskurs, der für unsere Demokratie fundamental ist. Ist dieser freie Meinungsaustausch mit Pro und Kontra gefährdet? Gibt es gar eine Krise in der gegenwärtigen Streitkultur? Brauchen wir eine neue Diskurskultur? Und wie können wir unsere Meinungsfreiheit verteidigen? Die 23 Autoren des Readers, zumeist Journalisten und Medienwissenschaftler, thematisieren mit wissenschaftlichem Anspruch sehr differenziert den Diskurs bei Migrations-, Islam- und Integrationsthemen sowie der Klimadebatte und die Herausforderungen an eine objektive Berichterstattung, darunter die Auslandsberichterstattung deutschsprachiger Medien mit Beispielen aus der Praxis in einer allzu »überkomplexen Welt«. Weitere Themenfelder bilden die häufig diskutierte Journalismuskrise, die Bedeutung des Internets und der Digitalisierung, Meinungsmacher und Fakenews, Aufmerksamkeitsökonomie, Extremismus und Populismus sowie die Beeinflussung unserer Medien und die Bedeutung der Intellektuellen. Der Herausgeber verharrt nicht bei einer differenzierten Analyse, sondern er liefert praktische »Tipps für Jedermann und Jedefrau, für Journalisten und für Wissenschaftler«. Ausgezeichnet!

Eine wichtige und zugleich empfehlenswerte Lektüre in demokratiegefährdender Zeit! Zugleich ein flammendes Plädoyer für eine Streitlust in rauer werdenden Zeiten und eine Stärkung des demokratischen, öffentlichen Diskurses.

Stephan Russ-Mohl (Hg.). Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie. Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses, Band 3. Köln 2020

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 9/2023.