»Mein Idol steht in Flammen. Er soll einen Fan geschlagen haben. Noch ist kein einziges Detail bekannt. Und obwohl noch nichts bekannt ist, ist das Netz über Nacht zu einem Fegefeuer geworden. Die schwüle Hitze hat mich schlecht schlafen lassen, aber vielleicht hat mich auch eine böse Vorahnung geweckt.« Mit diesen Worten beginnt Japans neuer Literaturstar Rin Usami das Buch »Idol in Flammen«, in dem sie aus der Perspektive der Schülerin Akari erzählt.

Akari ist Fan von Masaki, einem Mitglied einer beliebten J-Pop-Gruppe. Doch genügt hier das Wort Fan im Grunde nicht mehr: Akari ist besessen von ihrem Idol. Sie verbringt Stunden – und später im Buch ganze Tage und Nächte – auf der Suche nach Informationen über Masaki und sein (Privat-)Leben, schreibt einen Blog über ihn, kauft alle Fanartikel (auch wenn sie sich diese eigentlich nicht leisten kann) und widmet so Stück für Stück ihr ganzes Leben ihrem Star.

Als Masaki in einen Skandal verwickelt wirkt – er soll einen weiblichen Fan geschlagen haben –, gerät nicht nur sein Leben aus den Fugen, sondern mit ihm auch das von Akari. Der Star fällt tief und reißt den Fan mit sich. Denn in der Konsequenz geht Akari von der Schule ab, verliert ihren Nebenjob und ist nicht in der Lage, eine neue Beschäftigung zu finden. Letztlich werden sogar einfache Haushaltstätigkeiten und auch das Essen immer schwerer zu bewältigen.

Nüchtern und zugleich eindringlich zeigt Rin Usami, die 1999 geboren wurde und somit nur wenig älter als ihre Protagonistin ist, die Abgründe von Starkult und Fandom auf. Auf knappen 124 Seiten schafft sie ein grausiges Abbild der Popmusik- und Marketing-Industrie und zeigt ihre ungehemmte Sogwirkung auf junge Menschen – dieses Bild reicht gekonnt über die Grenzen des J-Pops hinaus.

Rin Usami. Idol in Flammen. Aus dem Japanischen von Luise Steggewentz. Köln 2023

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 12/2023-1/2024.