Das Leben ist ein Kinderspiel: Das mag in Erwachsenenohren provokant klingen, aber gewinnen, verlieren, etwas wagen, scheitern und neu beginnen – all das lernen Kinder im Spiel. Indem sie spielen, drücken sie die Schulbank fürs Leben. Ohne Zwang, ohne Leistungsdruck und ohne Beurteilung. Spielen ist für lange Jahre ihr Hauptberuf und eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Nicht ganz so ernst soll dieser Spaziergang durch die Vielfalt der Spielwarenkategorien sein. Er soll vor allem Freude machen – und Lust auf die schönsten und wichtigsten Produkte der Welt.
Vorhang auf für Rollenspiele
Bühne frei für Superhelden, Prinzen und Prinzessinnen, für Bewohner ferner Galaxien, Ninja-Warriors und ihre Widersacher. Auf dem Lehrplan steht: Gut gegen Böse. Jeder darf Schurke sein und dann wieder der glorreiche Held. In den Kampf ziehen Kinder nicht selbst, das erledigen die Protagonisten, auch Identifikationsfiguren genannt. Sie helfen Kindern, sich mit widersprüchlichen Emotionen auseinanderzusetzen. Her also mit den Action- und Super-Heroes.
Der Zug ist abgefahren
Ganz sicher nicht. Die Geschichte von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer ist dank einer Lizenzkooperation lebendiger denn je. Und während Experten noch darüber fachsimpeln, ob die erste Eisenbahn aus Holz die Liebe für die Hobby Modellbahn entfachen kann, sind Kinder längst »auf Schiene« und erproben ihr handwerkliches Geschick und ihre Feinmotorik im Anlagenbau. Die Modellbahn ist Technik und Tüfteln – und eine gute Investition im Kinderzimmer.
Lasst die Puppen tanzen
Kein Problem, Puppen können heutzutage fast alles. Das beginnt bei der Verrichtung elementarer Körperfunktionen und endet bei interaktiven Tänzchen mit Puppenmutter oder Puppenvater. Heute gibt es coole Puppen, schräge Puppen, schöne und nach Erwachsenenansicht hässliche. Es wurde und wird viel hineininterpretiert in diese Spielwarenkategorie, die sich an exponierter Stelle den Themen Inklusion und Integration widmet. Puppen haben sich jahrhundertelang in ein Schema pressen lassen. Damit ist Schluss. Sogar Barbie ist irgendwie lockerer geworden. Und was soll ich sagen: Es steht ihr.
Das Rennen ist gelaufen
Noch so ein Vorurteil: Die gute alte Autorennbahn ist nicht nur zu Weihnachten ein Renner. In der Hybridversion zeigt sich die Innovationskraft dieser Kategorie. Ob mit oder ohne Schienen – die Faszination der Geschwindigkeit, der rasanten Kurven, der coolen Fahrzeuge, so geht Slotracing – Väter wissen das. Und Kinder lernen nicht nur alles über die Ideallinie. Die Dynamik abseits der Strecke ist ebenso wichtig. Gemeinsam die Rennbahn aufbauen, Rennteams bilden, gegeneinander antreten, den Sieg einfahren. Und lernen, zu verlieren.
Helden wie wir
Wissen Sie, wie das Paradies für Hosenscheißer aussieht? Ein Kinderzimmer mit einem Indoor-Klettergerüst, einem Balance-Board oder die Spielstation im Garten. Und niemand, der lacht, wenn die ersten Versuche, das Gleichgewicht zu halten oder einen Überschlag zu wagen, schief gehen. Kinder überwinden im geschützten Raum ihre Ängste – und gehen als Helden an die Öffentlichkeit. Spaß an der Bewegung ist eine nachhaltige Lernerfahrung. Toben macht schlau. Helikopter-Eltern brauchen etwas Mut, aber es lohnt sich.
Ziemlich beste Freunde
Die Freundschaft fürs Leben beginnt im Kinderwagen. Nicht ohne meinen Teddy. Oder mein Lama, meinen Hasen, mein Äffchen. Brehms Tierleben zum Anfassen und Kuscheln hat therapeutische Funktion. Ist Seelentröster, Geheimnisträger, begleitet zum Zahnarzt oder ins Krankenhaus. Avanciert später zum Maskottchen und Glücksbringer. Geht mit uns durch dick und dünn und schreibt hoch emotionale Geschichten in unser Lebenstagebuch.
Schubladendenken
Nicht im Kinderzimmer. Hier herrscht Vielfalt. Hier treffen Lebenswirklichkeiten, unterschiedliche Kulturen und Kategorien aufeinander. Die meisten Unternehmen haben sich spezialisiert. Man denke an die Hersteller der designstarken Holzspielwaren oder die weltbekannten deutschen Spieleverlage: die Wiege der German Games, der Bretter, die die Welt bedeuten. Platz ist noch genügend. Die Spielwarenbranche lässt Raum für Hidden Champions.
Spielzeug ist ein Kulturgut
Ein Spielzimmer ist immer ein Spiegel der Zeit. Denn Spielzeug spielte in jeder Epoche eine zentrale Rolle im Leben von Kindern.
Es dient vordergründig der Unterhaltung, in Wirklichkeit ist Spielzeug ein wichtiges Werkzeug für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung. Es reflektiert die kulturellen Normen, Werte und Technologien der jeweiligen Gesellschaften und ermöglicht Kindern einen Blick in die Welt der Erwachsenen.
Spielzeug kommentiert als Kulturgut unsere Gesellschaft, unsere Lebensformen, den Zeitgeist und die technischen Entwicklungen. Es greift Trends auf. Blau oder rosa spielt längst keine Rolle mehr. Spielzeug ist divers und per se politisch korrekt.
Das Schlusswort überlasse ich – mit einer kleinen Ergänzung – Astrid Lindgren: »Alles Große, das in der Welt vollbracht wurde, spielte sich zuerst in der Fantasie eines Menschen ab, und wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt zum großen Teil vom Maß der Einbildungskraft jener ab, die heute lesen lernen. Deshalb brauchen Kinder Bücher.« Und Spielzeug.