Oh, was ist das für ein übler Bursche, dieser Mathias Döpfner vom Springer Verlag. Gegen Ostdeutsche und Muslime hetzt er, die FDP findet er super, und die ehemalige Bundeskanzlerin Merkel hält er für eine Katastrophe. Was konnten wir uns so wunderbar gemeinsam erregen und unseren Abscheu teilen.
Doch halten wir inne, die veröffentlichten kruden Ideen von Döpfner waren nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sie waren eindeutig vertraulich. Hingeschluderte Sätze gespickt mit Rechtschreibfehlern. Den Medien wurden diese Sätze zugespielt, sicher nicht, um die Welt vor dem Springer Verlag zu warnen, sondern um irgendwelche internen Rachespiele zu befriedigen.
Die Zeit, die die Sätze als Erstes veröffentlicht, sagt nicht, woher sie stammen, der Quellenschutz verbietet das richtigerweise, aber wenn man schon wie Die Zeit das neue Lieblingswort von Journalisten benutzt, »investigative Recherche«, dann sollte man zumindest den Versuch machen, nicht nur zugespielte Sätze zu veröffentlichen, sondern einen inhaltlich belastbaren Kontext herzustellen. Und selbst die Tagesschau konnte es sich nicht verkneifen, diese journalistische schmale Kost tagelang zu verbreiten.
Die Trennung zwischen intern und öffentlich wird gerade durch solche Skandalisierungen immer mehr verwischt. Auch in der politischen Kommunikation geht die Sorge um. Kann ich die Mail an diese Mitarbeiterin oder an jenen Mitarbeiter eines Ministeriums schreiben, kann eine SMS an eine Politikerin oder einen Politiker für Empfänger wie Absender der Kurznachricht in einigen Jahren einen medialen Shitstorm auslösen?
Das Informationsfreiheitsgesetz, das jedermann einen Anspruch auf Informationszugang in Behörden einräumt und Akteneinsicht ermöglicht, auch wenn man weder rechtlich noch tatsächlich von einem Verwaltungsakt betroffen ist, lässt jede Vertraulichkeit verschwinden.
Ich habe meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgefordert, statt immer kurzerhand Mails zu schreiben, wieder öfter zu telefonieren. Das ist sicherer.
Was nun die Causa Mathias Döpfner und den Springer Verlag angeht, hätte doch ein Blick auf eine beliebige Titelseite des Flaggschiffes des Verlages, der Bild-Zeitung, genügt, um zu erkennen, worum es geht. Aber in der sogenannten Qualitätspresse konnte man in den letzten Jahren immer öfter lesen, »wie die Bild-Zeitung berichtete …«. Viele Journalistinnen und Journalisten tun so, als sei die Bild-Zeitung ein seriöses Medium, das ist der wirkliche Skandal.