Eine angemessene und faire Vergütung von künstlerischer Leistung ist für das Land Baden-Württemberg ein zentrales kulturpolitisches Anliegen. Dies ist auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Bei der Umsetzung verfolgen wir mehrere Strategien. Ein erster und großer Schritt für eine faire Vergütung ist die Erhöhung der Einstiegsgage im Bereich des Normalvertrag (NV-)Bühne, die das Land zusammen mit den Kommunen durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel konsequent umsetzt. Auch an der Finanzierung von Tarifsteigerungen wird sich das Land beteiligen. Hier sind wir in intensivem Kontakt mit dem Landesverband des Deutschen Bühnenvereins.

Mit den von uns geförderten Orchestern und Ensembles sowie mit FREO (Freie Ensembles und Orchester), mit der AG Privattheater und mit der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg sind wir im Gespräch über faire Vergütung. Wir erwarten im Rahmen unserer Projektförderung die Kalkulation angemessener Honorare und verweisen auf die Empfehlungen der Berufsverbände bei Projektausschreibungen. Im Bereich der Förderung von Einzelkünstlerinnen und -künstlern haben wir bereits Stipendienbeträge für Auslandsaufenthalte erhöht. Das Anliegen einer fairen Vergütung stellt die öffentlichen Förderer und die Kultureinrichtungen vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Haushaltslage und wirtschaftlichen Situation allerdings teilweise auch vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Zudem gilt es, für verschiedene Sachverhalte freischaffender Tätigkeit angemessene Honorarsätze zu finden, die umsetzbar sind. In Einzelfällen wird möglicherweise abzuwägen sein, ob eine Vergütung nach allgemeinen Empfehlungen oder gegebenenfalls nach einer konkreten Einzellösung erfolgt.

Aus Sicht des Landes ist es – unabhängig von den genannten Rahmenbedingungen – wichtig, die Diskussion trotz finanzieller Herausforderungen zu führen und einen Einstieg in eine verbesserte Vergütung zu schaffen. Kunst- und Kultureinrichtungen sowie Künstlerinnen und Künstler sind mit weiteren großen ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert: Inflation, kulturelle Teilhabe und Bildung, Diversität, Digitalisierung, Erinnerungskultur und Nachhaltigkeit sind nur ein paar Schlagworte. Ich sehe es daher als eine Kernaufgabe der Kulturpolitik an, durch verlässliche Förderinstrumente sichere Rahmenbedingungen zu schaffen und Freiräume nicht nur für Einrichtungen, sondern auch für Künstlerinnen und Künstler zu garantieren.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 12/2023-1/2024.