Riesige Hallen aus Glas und Beton, Leihgaben aus aller Welt und Besucherströme zu Blockbuster-Ausstellungen – Museen sind wesentliche CO2-Produzenten und tragen durch ihr Handeln direkt und indirekt zum Klimawandel bei. Um hier einzusparen, braucht es praktische Handlungsempfehlungen und ökologische Mindeststandards. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus rund 70 Museumsfachleuten sowie externen Expertinnen und Experten hat der Deutsche Museumsbund im Zuge des Projekts »Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum« diese erarbeitet. Ein neuer Leitfaden soll Museen ermuntern, Klima- und Umweltschutz aktiv umzusetzen, neue Werte zu leben und diese in die Gesellschaft zu tragen.

Was können Museen im Bereich Klimaschutz aktiv tun

Wichtige Ansätze liegen zunächst in den Bereichen, die allgemein zum Klimaschutz beitragen, wie ressourcenschonendes Arbeiten, nachhaltige Beschaffung, CO2-sparende Mobilitätskonzepte, nachhaltiges Bauen und Sanieren, Klimafolgenanpassung und strategisches Risikomanagement. Ganz konkret können Mitarbeitende zum Wasser- und Energiesparen animiert, das Ausstellungsmobiliar wiederverwendet und Flächen begrünt werden. Museen können zudem Anreize für eine CO2-sparende Anreise schaffen, indem sie Fahrradstellplätze einrichten oder die Eintrittskarte gleichzeitig das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ist. Daneben müssen sich Museen verstärkt auf zu erwartende Extremwetterereignisse vorbereiten und diese unter anderem auch in ihren Veranstaltungen miteinplanen: Gibt es genügend schattige Plätze? Wie ist die Trinkwasserversorgung geregelt? Gibt es einen Notfallplan für etwaige Evakuierungen?

Damit der Klimaschutz erfolgreich ist, müssen Leitung und Mitarbeitende im Museum an einem Strang ziehen. Das heißt, Klimaschutz sollte sowohl Organisationsziel sein, bei dem aber auch das Engagement und die Wünsche der Mitarbeitenden eingebunden werden. Dabei hilft es, eine Person im Museum zu benennen, die sich um Nachhaltigkeitsfragen kümmert, und außerdem Arbeitsgruppen zu gründen, an denen sich Mitarbeitende beteiligen können.

Um zu wissen, wo man steht und welche Schritte als Erstes angegangen werden sollten, kann auch eine Klimabilanz helfen, bei der alle CO2-Emissionen erfasst werden. Das macht nicht nur die Kontrolle der eigenen Fortschritte einfacher, sondern erleichtert auch die Kommunikation mit der Politik und der Öffentlichkeit.

Mobilisieren: Der ökologische Handabdruck

Neben dem ökologischen Fußabdruck, der die Auswirkungen eines Museums auf die Umwelt misst, haben Museen auch einen ökologischen Handabdruck. Dieser bezieht sich auf den Gestaltungsspielraum, den jedes Museum hat, um durch aktive Tätigkeiten im Bildungsbereich, Sozialen oder Politischen Impulse für eine positive Veränderung der Gesellschaft zu setzen. Der ökologische Handabdruck kann unter anderem auch von kleineren Museen verstärkt in den Fokus genommen werden, deren aktive Arbeit sich weniger negativ auf die Umwelt auswirkt, als es bei den großen Museen mit aufwendigen Klimatisierungssystemen und hohen Besucherinnen- und Besucherzahlen zum Teil der Fall ist.

Museen können durch ihre Ausstellungen und Erfahrungsräume Visionen einer besseren Zukunft und neue Wertevorstellungen in die Breite tragen und als Multiplikatoren einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten. Durch Forderungen, beispielsweise nach dem Ausbau des Fahrradwegenetzes oder öffentlichen Verkehrs, damit Besuchende die Museen besser erreichen, können sie im kleinen Rahmen zur nachhaltigen Transformation des Verkehrssektors beitragen und somit durch ihr Handeln auf die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft einwirken. Sie können Forderungen zum nachhaltigen Bauen stellen, wenn es um Museumsneubauten oder große Sanierungen geht, oder durch nachhaltige Beschaffung die Finanzströme hin zu zukunftsfähigen Wirtschaftsstrukturen lenken. Vor allem können sie aber als Bildungseinrichtungen und Kommunikationsräume aktiv Verantwortung übernehmen und Katalysatoren einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft sein, indem sie neue Werte vermitteln und Menschen dazu befähigen, ihre Rolle beim Klimaschutz zu verstehen und einzunehmen.

Wie geht es weiter?

Die Möglichkeiten für Museen, im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit aktiv zu werden, sind groß und für jedes Museum ergeben sich ganz eigene Vorgehensweisen und Maßnahmen, die umgesetzt werden können. Viele Museen haben sich bereits auf den Weg gemacht und können als Vorbilder andere Museen inspirieren und positive Beispiele aufzeigen. Wünschenswert wäre eine verstärkte Vernetzung der Museen untereinander, mit anderen Branchen und der Kommunalpolitik, um Ideen auszutauschen, gemeinsam Lösungen zu finden und sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem brauchen wir engagierte Personen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit im Museum widmen, sich in den verschiedenen Bereichen der Museumsarbeit auskennen und die Zusammenhänge verstehen, um die besten Lösungen finden zu können, sowie klimagerechte Investitionen in energetische Gebäudesanierungen, die Förderung neuer Mobilitätskonzepte, der Kreislaufwirtschaft und der Klimafolgenanpassung. Um Nachhaltigkeit als integrativen Bestandteil in allen Bereichen der Museumsarbeit zu verankern, muss nachhaltiges und vorausschauendes Handeln gezielt gefördert und unterstützt werden. Museen können schnell und effektiv handeln, eine nachhaltige Transformation ist jedoch nur mit politischer Unterstützung zu erreichen.

Durch das Projekt »Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum« wurden erste Impulse im Museumsektor in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit gesetzt. Die Arbeitsgruppe hat anhand von Erfahrungswerten und theoretischen Grundlagen ökologische Mindeststandards erarbeitet, die wir perspektivisch in eine Testphase bringen möchten. Wir erhoffen uns davon eine Evaluierung auf Grundlage eines Praxischecks und gleichzeitig mehr Beispiele, die veranschaulichen, wie Klimaschutz im Museum implementiert werden kann. Davon versprechen wir uns mehr handlungsorientiertes Wissen im Bereich Klimaschutz und eine stärkere Vernetzung innerhalb der Museen, denn eine nachhaltige Transformation gelingt nur gemeinsam.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 7-8/2023.