Weißt du, wie viel Sternlein stehen? Unser Sternenhim-mel ist so unvorstellbar und unergründlich. Und so faszinierend wie das Weltall ist, so faszinierend und fesselnd ist auch der in den Nürnberger Druckwerkstätten entstandene »Atlas Novus Coelestis« des Astronomen Johann Gabriel Doppelmayr (1677–1750), der den Sternenhimmel zur Zeit der europäischen Aufklärung darstellt. Er wird vom bekannten Wissenschaftsjournalisten und Astronomen Giles Sparrow mit heutigem Wissen ergänzt und kommentiert. Die deutschsprachige Übersetzung lieferte der Althistoriker Jörg Fündling. In diesem bedeutenden »Atlas Novus Coelestis« werden Planetenbewegungen und Kometenbahnen, Umläufe der Saturn- und Jupitermonde, Sternbilder und Ansichten vom Sonnensystem farbig und geradezu ästhetisch dargestellt. Besonders faszinieren Doppelmayrs Bilder, die zeigen, wie das Sonnensystem aussähe, wenn es nicht von der Erde, sondern von einem anderen Planeten betrachtet würde. Sparrow ordnet dieses historische Sternenbild zu Beginn des 18. Jahrhunderts, das unser Weltbild in Renaissance und Aufklärung revolutionierte, in den Zusammenhang vom geozentrischen Weltbild ein, in dem die Erde eine zentrale Position einnimmt und von anderen Planeten und Fixsternen umkreist wird, zum kopernikanischen Weltbild, in dem die Sonne das Zentrum des Universums bildet. Dabei spannt der Autor den Bogen von Ptolemäus über Kopernikus und Newton bis in unsere Gegenwart. Die wichtigsten Astronomen und Kosmologen von Aristoteles bis Edwin Hubble – oft Universalgelehrte – werden jeweils mit einem Porträt und einem einzeiligen Text vorgestellt; und fachfremde Leser erhalten kurzgefasste Erläuterungen astronomischer Fachbegriffe. Fazit: Dieser luxuriös ausgestattete und schwergewichtige Großband mit 30 kolorierten Sternkarten bietet wahre Sternstunden für die Augen! Und mit den erläuternden Texten zugleich einen anschaulichen Beitrag zur Geschichte der Astronomie. Sehr empfehlenswert!

Giles Sparrow. Der Himmelsatlas von Johann Gabriel Doppelmayr. Aus dem Englischen von Jörg Fündling. Darmstadt 2022

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 04/2023.