»Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo«, so lautete einer der Songs der Weintraub Syncopators und so heißt das im ConBrio Verlag erschienene Buch von Albrecht Dümling zu eben dieser Swing- bzw. Jazz-Band, die in der 1920er Jahren den gleichen Bekanntheitsgrad hatte wie die Comedian Harmonists. Im Jahr 1924 fand die Band um den Pianisten und Schlagzeuger Stefan Weintraub zusammen. Sie spielten zuerst als Amateure, dann semiprofessionell und schließlich gaben die jungen Musiker ihre jeweiligen Studiengänge auf, um sich ganz der Musik zu widmen. In den »Goldenen Zwanzigern« in Berlin gehörten sie zu den beliebten Bands, die in Varietés, in Nachtclubs, im Theater auftraten und Filmmusik einspielten. Unter anderem waren sie an der Filmmusik des Films beteiligt, mit dem Marlene Dietrich weltberühmt wurde. Das Buch beschreibt den rasanten Aufstieg der Band, mit welchen Künstlerinnen und Künstlern jener Zeit sie zusammenarbeiteten, die musikalische Virtuosität der einzelnen Bandmitglieder, die alle mehrere Instrumente beherrschten und mit Musik und Show das Publikum in den Bann zogen. Die Auftrittsmöglichkeiten der Band fanden in Deutschland 1933 ein jähes Ende. Viele Bandmitglieder waren jüdisch und konnten in Deutschland nicht mehr auftreten. Sie konzertierten zunächst in anderen europäischen Ländern. Ihr Weg führte sie dann über die Sowjetunion und Japan nach Australien. Die Weintraub Syncopators versuchten zunächst dort als Musiker Fuß zu fassen. Doch die australische Musikergewerkschaft, die streng auf Auftrittsmöglichkeiten der eigenen australischen Mitglieder achtete, machte es unmöglich, dass sich die Band dort etablieren konnte – trotz einiger beim Publikum sehr beliebter Tourneen. Die Band trennte sich, einige Mitglieder suchten in den USA und in Großbritannien als Musiker ihren Lebensunterhalt zu verdienen, andere blieben in Australien. Albrecht Dümling, dem Spezialisten für sogenannte verfemte Musik, gelingt mit dem Buch ein hervorragendes Porträt dieser zu Unrecht vergessenen Jazz-Band. Sehr lesenswert.

Albrecht Dümling. Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo. Regensburg 2022

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 04/2023.