Als Muttersprachlerin fließen die Wörter im Alltag ganz selbstverständlich, ob beim Sprechen oder Schreiben. Nur in seltenen Momenten halte ich dabei inne, um über den Ursprung, die Hintergründe eines Wortes genauer nachzudenken – eher aus Zufall oder um im Freundeskreis gemeinsam zu rätseln. Umso lieber blättere ich daher in Büchern, die die Herkunft unserer Wörter genauer unter die Lupe nehmen und deren Geschichte erzählen, so auch die 2021 erschienenen »Sprachschätze – Kunst und Kultur« aus dem Duden Verlag. Besonders interessant für alle Kunst und Kulturinteressierten, erzählt der Band die Geschichten rund um den Ursprung zahlreicher Wörter aus eben diesem Bereich. Geschichten von Menschen, von vergangenen Zeiten und fernen Ländern. Dabei zeigt sich einmal mehr, wie eng die Verbindung der deutschen Sprache mit zahlreichen anderen Sprachen ist. Das Wort »Ballett« z. B. wurde Anfang des 17. Jahrhunderts aus italienisch »balletto« entlehnt, das eine Verkleinerungsbildung zum italienischen »ballo« – rhythmische Körperbewegung, Tanz – ist. Der »Fan«, der »begeisterte Anhänger«, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem gleichbedeutenden englischen »fan« entlehnt und ist eine Kurzform von »fanatic« – zu Deutsch »fanatisch«. Das Wort »Porzellan« hingegen stammt aus dem Italienischen – »porcellana« – und bezeichnet eigentlich eine Art der weißen Meeresschnecke. Erst sekundär wurde das Wort auf das feine Porzellan übertragen, und zwar, weil man glaubte, dass es aus der pulverisierten Substanz der weiß glänzenden Schale solcher Schnecken hergestellt wurde. Dem »Buch« wird eine vergleichsweise längere Geschichte eingeräumt, ihren Ursprung hat die Bezeichnung in den früheren Schreibtafeln aus Buchenholz. »Sprachschätze – Kunst und Kultur« zeigt, wie wunderbar vielfältig die Sprache ist und wer sich noch weiter auf die Suche nach der verbogenen Herkunft unserer Wörter machen möchte, auf den warten drei weitere Bände der Sprachschätze-Reihe: Tiere und Pflanzen, Körper und Gesundheit sowie Essen und Trinken.

Duden. Sprachschätze – Kunst und Kultur: Die verborgene Herkunft unserer Wörter.
Berlin 2021

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 03/2022.