In einer Welt, in der Schönheit als Währung fungiert, in der der erste Eindruck zählt, in der Menschen mehr denn je nach Perfektion streben, scheint Chloé Cooper Jones keine Teilnehmerin zu sein. Ihr Körper ist das Ziel abschätziger, bemitleidender und starrer Blicke. Blicke, die sie ausgrenzen und ihr den Zugang zum gesellschaftlichen Raum verwehren. Blicke, die sie als fremdartig abtun. In ihrem Memoir »Easy Beauty« orchestriert Chloé Cooper Jones zahlreiche Begegnungsszenerien, in denen mal mehr und mal weniger Ableismus mitschwingt. So diskutieren zwei ihrer Freunde beim gemeinsamen Bar Abend, ob Jones’ Leben denn überhaupt lebenswert sei; ein Fremder verspricht ihr in einer Museumsausstellung unvermittelt, sie heilen zu können; und ihr Schwarm aus der Schulzeit sagt ihr unverfroren ins Gesicht, dass man nur romantisches Interesse an ihr haben könne, wenn man genau so hässlich und verzweifelt sei wie sie selbst. Wenn ihr solch verbale Gewalt angetan wird, distanziert sich Jones gedanklich von der Realität und zieht sich mental in einen neutralen Raum zurück, der es ihr erlaubt, das Geschehen als Unbeteiligte über sich ergehen zu lassen. Sie distanziert sich von der Realität, nimmt nicht mehr Teil an der Welt, und ihre Hoffnung auf eine Begegnung als Gleichberechtigte bleibt unerfüllt. Mit ihrer schonungslos ehrlichen Schilderung der Blicke anderer auf sie, aber auch des eigenen Blicks auf sich selbst schafft Chloé Cooper Jones einen lebendigen Zugang zu dem Erleben ihrer Realität; sie lässt uns teilhaben an der Diskriminierung, an ihren internalisierten Glaubenssätzen, aber auch an der Befreiung von diesen. »Easy Beauty« beschreibt die Suche nach Schönheit und Erfüllung als eine plastische und zugleich philosophische Auseinandersetzung zwischen Körper und Geist, zwischen Möglichkeit und Unmöglichkeit und zwischen Aufbruch und Rückkehr. Eine unglaublich berührende Leseerfahrung.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 4/2025.