Tobi Müller reflektiert in seinem Buch »Play Pause Repeat« über die komplexen Zusammenhänge von Popmusik, ihren Abspielgeräten und den damit einhergehenden Konsequenzen für den menschlichen Körper und das gesellschaftliche Zusammenleben. In zehn Kapiteln unternimmt er eine chronologisch aufgebaute Rundschau der technischen Entwicklungen – angefangen mit dem Tape, über den Verstärker und Rekorder, MTV und den iPod bis hin zum Streaming. Dies reichert er mit autobiografischen Anekdoten sowie mit affirmativ verwendeten Textbausteinen von Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Michel Foucault und weiteren kanonischen Autorinnen und Autoren an und schafft damit eine erweiterte Perspektive auf etwas so Vertrautes und Alltägliches wie die populäre Musik. Auch zahlreiche Beispiele von bedeutenden Momenten der Geschichte der Popmusik – wie das bis dato größte und mit rund 130 Dezibel auch lauteste Konzert aller Zeiten, das von den Beatles 1965 gegeben wurde – veranschaulichen jene Erlebnisräume, zu denen vermutlich eine jede und ein jeder Anknüpfungspunkte finden kann, und setzen sie in einen Kontext, der mit seinem technologischen Fokus über den reinen Unterhaltungswert der Kunst hinausgeht. So forciert Müller relevante Gedanken über das Spannungsfeld von Pop als Massenkultur und der gleichzeitig zunehmenden Individualisierung durch portable Abspielgeräte und Streamingplattformen. Auch die politische Dimension von Popmusik wird beleuchtet; ihre Klimabilanz ist ebenso Thema wie die Kontrolle des kapitalistischen Systems über ihre Produktion und Distribution. »Play Pause Repeat« endet stilgerecht mit der Playlist zum Text – eine erfrischende Geste, die dazu einlädt, sich auch auditiv mit der Entwicklung von Popmusik und ihren Geräten auseinanderzusetzen. Nostalgie garantiert!

Tobi Müller. Play Pause Repeat: Was Pop und seine Geräte über uns erzählen. Berlin 2021

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 03/2023.