Seit dem erschütternden Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini am 16. September in Gewahrsam der Sittenpolizei in Teheran im Iran sind beim Erscheinen dieser Ausgabe knapp sechs Wochen vergangen. Ebenso lang protestieren zahlreiche Menschen im ganzen Land für die Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen. Viele von ihnen reißen sich ihr Kopftuch herunter, verbrennen es, schneiden sich die Haare ab, um sich gegen die Politik des Irans zu stellen.

Der offene Protest der Frauen gegen die gewaltsame Durchsetzung der Kopftuchpflicht ist inzwischen auch eine breite Protestbewegung gegen das Herrschaftssystem im Land, eine grundlegende Kritik am politisch-religiösen System Irans. Dabei nehmen sämtliche Ethnien Irans an den Demonstrationen teil – Perser, Kurden, Araber, Azeri-Türken und Balutschen.

Die Nachricht des Todes von Jina Mahsa Amini sowie viele anschließende Schreckensnachrichten über Festnahmen, Drohungen, Gewalt und Todesfälle haben sich auch international verbreitet. Nicht nur im Iran, überall auf der Welt gehen Menschen gegen die Unterdrückung und Diskriminierung gemeinsam auf die Straße, um die Proteste, die Freiheitsbewegung zu unterstützen. Ob in London, Istanbul, Washington DC oder in Berlin, wo sich am 22. Oktober über 80.000 Menschen bei einer Demonstration mit den Protesten im Iran solidarisierten: Die Fassungslosigkeit, aber auch die Unterstützung und Anteilnahme sind groß.

Alle Menschen im Iran, die für die Selbstbestimmung und gegen Unrecht kämpfen, auch wenn sie sich dadurch selbst in große Gefahr bringen, alle Menschen, die wichtige Aufklärungsarbeit leisten, alle Menschen auf der ganzen Welt, die sich solidarisieren und stark machen, die auf die Straße gehen und demonstrieren, sind unsere Kulturmenschen dieser Ausgabe.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2022.