In den Künsten wurde Mitte der 2000er Jahre die Wende zu sozialen und partizipativen Kunstpraxen unter dem Begriff »educational turn« pointiert. Doch auch wenn dies mit einer Umdeutung traditioneller Künstlerbilder einherging, wirkt die Vorstellung eines autonomen Genies nach und wird in den Kunsthochschulen von Studierenden verinnerlicht. Mit dem Zertifikatskurs »Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung« widmete sich Birgit Mandel der Ausweitung der künstlerischen Praxis in Bereiche der kulturellen Bildung. Unter dem gleichnamigen Titel ist nun die Dokumentation des Pilotprojekts erschienen, die sich den Inhalten, Methoden und Reflexionen eines Curriculums für Künstlerinnen und Künstler widmet. Zunächst werden die Inhalte des Kurses entlang der Leitfragen vorgestellt. Neben den Voraussetzungen für künstlerische Arbeit in der kulturellen Bildung werden die Potenziale einer wechselseitigen Verknüpfung beider Felder, etwa für Diversität und Nachhaltigkeit, herausgestellt. Nach einem Überblick verschiedener Kulturmanagementstrategien werden neue Methoden für die Bildungsarbeit präsentiert. Anschließend geben Expertinnen und Experten der künstlerischen Bildungsarbeit aus verschiedenen Sparten wie Kunst, Literatur, Theater, Tanz etc. Einblicke in ihre Bildungsprojekte und in die spezifischen theoretischen und praktischen Fragestellungen und Herausforderungen ihrer Arbeit. Das Buch stellt einen produktiven Begriff der kulturellen Bildung vor, die nicht als Auftrag, sondern als individueller Entwicklungsprozess ausgehend von ästhetischer Erfahrung verstanden wird, und füllt ihn facettenreich mit der Expertise der Teilnehmenden. Bemerkenswert ist dabei, dass es gelingt, einen spartenübergreifenden Diskurs anzuregen. Dabei trägt die Entwicklung neuer, künstlerischer Methoden kultureller Bildung auch dem Wunsch vieler Kulturinstitutionen Rechnung, ihr Vermittlungsangebot zu erweitern, zu diversifizieren und so neue Zielgruppen anzusprechen.

Birgit Mandel. Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung. Inhalte, Methoden und Reflexionen eines Curriculums für Künstler:innen. Hildesheim 2022

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 02/2023.