Teilhabe als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist en vogue wie selten zuvor. Ohne gelebte Inklusion und Partizipation ist der heutige Bildungsanspruch nicht mehr vorstellbar. Dokumentiert wird (wohl erstmalig!) mit über 20 Aufsätzen von Hochschullehrern, Pädagogen, Psychologen, Erziehern, Sozialarbeitern, Soziologen, Juristen und Linguisten der Diskurs von nationalen und internationalen Fachwissenschaftlern, die alle am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München tätig sind. Dadurch ergeben sich interessante interdisziplinäre Sichtweisen Grundlage des Diskurses stellt das »Leitbild Inklusion in der frühpädagogischen Praxis und in der kommunalen Bildungsplanung« der UNESCO dar, das zu einem bildungspolitischen Schlüsselthema geworden ist. Kernaussagen hat die Deutsche UNESCO-Kommission übernommen. In der englischen Fassung wird ausschließlich der Begriff »participation« angewandt, der im deutschsprachigen Raum dann mit »Teilhabe« übersetzt wird. Dokumentiert wird eine lebendige Vielfalt an Projekten in Kindertageseinrichtungen, Kinderkrippen und Schule. Dabei werden Kinder mit Behinderungen oder mit Migrationshintergrund sowie Kinder in Armut in den Fokus gerückt, ebenso Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen. Welche Bedeutung die Elternschaft bei der inklusiven Bildung einnimmt, wird immer wieder gestreift, etwa durch interkulturelle Gesprächskreise. Es wird deutlich gemacht, dass bei der Verankerung von Inklusion und Partizipation auch die Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert einnimmt und wichtige Impulse setzen kann, damit Kindern bestmögliche Bildungschancen gewährt werden können. Die Leserschaft erhält neben den theoretischen Überlegungen zahlreiche Anregungen für eine nachhaltige Umsetzung von Inklusion und Partizipation durch Projekte. Fazit: Ein flammendes Plädoyer für gesellschaftliche Teilhabe! Ein empfehlenswerter Band mit wissenschaftlichem Anspruch und vielen praktischen Schlussfolgerungen für Administration, Bildungspolitik und Pädagogen; sie erhalten zahlreiche Anregungen für Inklusionsprojekte, die für eine möglichst breite Wahrnehmung und Wertschätzung aller notwendig sind.

Eva Reichert-Garschhammer, Christa Kieferle, Monika Wertfein, Fabienne Becker-Stoll (Hg.). Inklusion und Partizipation – Vielfalt als Chance und Anspruch. Göttingen 2015

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 3/2025.