Frankreich – das Land der Revolutionen – galt bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts als klassisches Asylland. Mit der Machtergreifung Hitlers flohen unzählige Menschen nach Frankreich ins Exil. Wenige Jahre später beginnt die spanische Armee unter General Francisco Franco die demokratisch geführte Regierung des Landes unter Druck zu setzen.

Trotz der Bitte Spaniens um Frankreichs Unterstützung beschloss die französische Regierung, sich nicht einzumischen. Die spanischen Putschisten hingegen erhielten militärische Unterstützung durch Hitler und Mussolini. Die Konsequenz: Im Sommer 1936 kamen die ersten Flüchtlingsströme an der Südgrenze Frankreichs an. Während das regierende linke Parteienbündnis für eine Willkommenskultur plädierte, warnte die Opposition vor einer zur großen »Invasion von Flüchtlingen«. Welche Auswirkungen hatte das auf Frankreich und die Bevölkerung? Und welchen Einfluss hatte dies auf die Rolle Frankreichs im Zweiten Weltkrieg?

Im Juni 1940 kam es in Bordeaux, wirtschaftliches und politisches Zentrum der Aquitaine, zu starken Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern eines Waffenstillstands. Letztendlich kam es zur Kapitulation, der Waffenstillstandsvertrag teilte Frankreich auf: Der Süden blieb zunächst eine Freie Zone, der Norden sowie die bedeutsame Atlantikküste wurden Besetzte Zone.

In dem Buch »Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg« schildert der Journalist und ehemalige Politiker Gerhard Bökel die Auswirkungen der Besetzung durch die Nationalsozialisten. Dabei geht er unter anderem auf die unterschiedlichen französischen Widerstandsbewegungen ein, auf die Lagersysteme als Repressionsinstrument, aber auch auf die Nachkriegs-Werdegänge der deutschen Befehlshaber in Bordeaux und vieles mehr.

Ein äußerst detailreiches Buch, welches unter anderem aufgrund des Zeitzeugengesprächs mit der Widerstandskämpferin Renée Lacoude sehr lesenswert ist.

Gerhard Bökel. Bordeaux und die Aquitaine im Zweiten Weltkrieg. Nazi-Besatzung und Kollaboration, Widerstand der Résistance und bundesdeutsche Nachkriegskarrieren. Frankfurt a. M. 2022

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2022.