Jakob Heins Roman ist eine kluge, satirische Parabel über politischen Idealismus und absurde Systemgrenzen. Im Zentrum steht Grischa aus Gera, überzeugter Sozialist und weltfremder Träumer mit einem Plan, der ebenso absurd wie visionär wirkt: Er will aus dem sozialistischen Bruderland Afghanistan Cannabis in die DDR importieren – offiziell als »Medizinalhanf« deklariert. Verkauft werden soll der Hanf im sogenannten Deutsch-Afghanischen Freundschaftsladen, direkt am Grenzübergang Invalidenstraße/Sandkrugbrücke in Berlin – einem Übergang, der nur Westberlinern offensteht. Grischas Ziel: harte Westdevisen für die DDR, die mit dem Hanfhandel eingenommen und für soziale Reformen genutzt werden sollen. Das Projekt startet zäh, doch der Laden entwickelt sich bald zum vollen Erfolg. Schon frühmorgens stehen Käufer auf der Westseite Schlange, die nur wegen der täglichen Ration von zehn Gramm Medizinalhanf einreisen – und sofort wieder zurückkehren. Der Laden wird zur kuriosen Erfolgsstory zwischen den Systemen, bis mehrere bekiffte Jugendliche in Ostberlin aufgegriffen werden. Die politische Führung zieht die Reißleine – der Laden wird geschlossen, und mit ihm Grischas revolutionäre Hoffnung. Doch mit der Schließung des Ladens ist der Roman noch nicht zu Ende – Jakob Hein führt seine Geschichte weiter, mit unerwarteten Wendungen und konsequenter Zuspitzung. Wie es schließlich ausgeht, sei hier nicht verraten. Hein erzählt diese Geschichte zwischen Groteske und Tragikomödie, mit viel Ironie, aber auch Empathie für seinen Idealisten. Der Roman wirft einen originellen Blick auf die späte DDR und spielt mit der Frage, wie viel Utopie eine Realität verträgt. Ein kluges, witzig-unterhaltsames Buch über den schmalen Grat zwischen Vision und Wahnsinn.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 7-8/2025.