Die Herausgeber, alle Kuratoren, Historiker, Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler unter der Federführung von Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, binden die wohl weltweit wichtigste Kunstausstellung – die erste Ausgabe 1955  – ein in die gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung unseres Landes.

Dabei wird auch der verhängnisvolle Nationalsozialismus angemessen, offen und ungeschönt diskutiert, so etwa die unrühmliche Bedeutung des so einflussreichen Kunsthistorikers Werner Haftmann.

Zahlreiche Interviews, etwa mit Bazon Brock, Catherine David, Gerhard Richter, Manfred Schneckenburger oder Rudolf Zwirner und die Kontextualisierung durch Plakate, Biografien, Fotografien, Schriftdokumente und Presseartikel lassen die Geschichte der documenta höchst lebendig werden.

Die umfangreich bebilderte Publikation, weit mehr als ein Ausstellungskatalog, zeigt auf, dass diese einmalige und prägende Institution ohne den Zeitgeist aus Politik und Kultur nicht zu deuten ist. Überraschend sind etwa viele Parallelen zwischen der documenta-Geschichte und der Geschichte der Bundesrepublik, erhellend etwa die Bezüge zum Ost-West-Konflikt der 1960er Jahre.

Der umfangreiche Band sei jedem ans Herz gelegt, der sich mit der documenta beschäftigen möchte! Vorkenntnisse nicht erforderlich!

Raphael Gross, Lars Bang Larsen, Doris Blume, Alexia Pooth, Julia Voss und Dorothee Wierling (Hrsg.). documenta. Politik und Kunst. München 2021

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2022.