Von der verlassenen Daunenfederfabrik zum besonderen Ort für Kunst: Vor 14 Jahren initiiert, betreiben heute acht Künstler und Künstlerinnen ihre Ateliers in DaunTown.

 

DaunTown – der Beginn des Atelierhauses

Ausgelöst wird die Suche nach einem neuen Atelierstandort durch ständig steigende Mieten in der Stadt und den fehlenden Einfluss auf die Auswahl der Ateliernachbarschaft. Gerade für die professionelle künstlerische Arbeit sind ein kollegialer Austausch und ein verlässliches Netzwerk unabdingbar. Auf der Suche nach einem langfristigen Standort führt ein Zufall zu der leerstehenden Fabrik in Borgholzhausen in NRW. Inzwischen ist das Gebäudeensemble sowie das dazugehörige Gelände für die Künstlerinnen und Künstler gekauft worden, unterstützt durch den Einsatz des Borgholzhausener Bürgermeisters und gefördert durch einen Mäzen. Anfallende Renovierungsarbeiten werden gemeinschaftlich erledigt.

 

DaunTown – mehr als eine Künstlergemeinschaft

In der Ateliergemeinschaft verbinden sich eine innere Einstellung zur Kunst und ein Ort des Schaffens. Hier entsteht nicht nur Kunst, es wird auch darüber debattiert, über künstlerische Sparten und Altersgrenzen hinweg. Auch das ist eine Besonderheit: Das Altersspektrum der DaunTown-Künstler reicht von 30 bis 75 Jahre. Konkurrenzdenken gibt es nicht.

Vielmehr arbeitet man gemeinschaftlich bei größter Freiheit für den einzelnen. Jede Künstlerin und jeder Künstler realisiert eigene Projekte und Ausstellungen, allerdings auch mit gegenseitiger Unterstützung, ob auf handwerklicher, ideeller oder bürokratischer Ebene. Entscheidungen, die DaunTown oder gemeinsame (Ausstellungs-)Projekte betreffen, werden im offenen Austausch untereinander getroffen.

Die Ateliertüren sind offen. Besuchende werden grundsätzlich durch alle Räume geführt und können sich über die Arbeiten jedes Mitglieds informieren lassen. Die Künstler und Künstlerinnen können kundig in die Werke der anderen einführen. So kommt die Atmosphäre des offenen Hauses allen zugute. Die Anzahl der Ausstellungen für jedes Mitglied hat sich inzwischen verdoppelt. Alle Aktivitäten der Künstler werden im DaunTown Blog kommuniziert. Hier finden Ausstellungsbesprechungen und Neuigkeiten aus dem Atelierhaus überregionale Verbreitung.

Künstlerisches Arbeiten im ländlichen Raum bietet viele Vorteile. Große bezahlbare Arbeitsräume mit Außengelände und gleichzeitig Wohnmöglichkeiten für einige der dort arbeitenden Künstler. Maschinenlärm stört keine Nachbarn. So entsteht ein großer Freiraum, um Ideen und Projekte zu entwickeln. Der abgelegene Standort gibt einerseits Ruhe zum Arbeiten, andererseits zieht die besondere Atmosphäre von DaunTown Interessierte an. Es kommen viele Kunstvereine, Museumsdirektoren und Galerien, die von der künstlerischen Vielfalt überrascht und fasziniert sind. Dazu trägt auch der große Showroom bei, in dem ein Querschnitt aller Arbeiten präsentiert wird.

Eng vernetzt ist DaunTown im kulturellen Leben der Stadt, die Kommunikation zu Verwaltung und Kulturverein ist gut. Ideen werden spontan ausgetauscht und umgesetzt. Es entwickeln sich gemeinsame Kunstaktionen. Bis heute wird die Vielfalt und Qualität von Kunstvereinen in ländlicher Region unterschätzt.

Künstlerinnen und Künstler müssen sich aktiv um einen großen Ausstellungsradius bemühen, unabhängig von ihrem Standort in der Stadt oder auf dem Land. Entscheidend für den Erfolg hierbei sind die Werke und die bisherigen Ausstellungsorte. Während Ausstellungen in Großstädten häufig nur einen Termineintrag in der Lokalpresse bringen, zieht eine Ausstellung in einem Museum auf dem Land eine umfängliche Berichterstattung im Kulturteil nach sich.

Eine gute verkehrstechnische Infrastruktur ist ebenfalls wichtig. Künstler und Künstlerinnen aus DaunTown zeigen ihre Arbeiten deutschlandweit und sind in Borgholzhausen dank Zug und Autobahn gut angebunden. Gleiches gilt für die Erreichbarkeit, so dass auch Projektbeteiligungen wie beim Kunstmentorat NRW möglich sind.

Aktuell noch ein Manko: Künstler mit ländlicher Postadresse haben nachweislich Nachteile bei Bewerbungen gegenüber städtischen Adressen. Auch wenn bereits seit einigen Jahren die meiste Kunst, die in Städten gezeigt wird, auf dem Land entsteht.

DaunTown liegt in NRW direkt an der Grenze zu Niedersachsen, lange Zeit auch eine Kulturgrenze. Durch das Engagement der Ateliergemeinsaft DaunTown öffnet sich der Dialog und der kommunikative Austausch, wie mit dem Hochschulstandort Osnabrück, an dem DaunTown-Künstler einen Lehrauftrag haben.

 

DaunTown – ein kommunikatives Zentrum für Kunst

Im internationalen Austausch, z. B. durch eine Symposium-Reihe zwischen lettischen und deutschen Künstlern und Künstlerinnen, öffnen sich Perspektiven auf die Aspekte der künstlerischen Arbeits- und Sichtweise in unterschiedlichen Ländern. Eine Bereicherung für alle Teilnehmenden.

Auf dem zu DaunTown gehörenden 1,7 ha großen Grundstück entsteht der »Avantgarten«. Ein öffentlicher Skulpturen-Garten mit derzeit Werken von 20 nationalen und internationalen Kunstschaffenden. Artists in Residence können dort in einer sozialen Skulptur zeitweise leben und arbeiten.

Seit über fünf Jahren belebt ein DaunTown-Atelier-Stipendium den Ort zusätzlich. Für sieben Monate wird nicht nur ein Atelierraum zur Verfügung gestellt, sondern alle Räume, von der Werkstatt bis zur Kantine, können mitgenutzt werden. Die Stipendiaten sind Teil der Gemeinschaft und erleben so den Kern DaunTowns: Künstlerischer Austausch und ein starkes Netzwerk.

 

Mehr dazu

Alle Aktivitäten und Werke der Künstler sind auf dem Blog einsehbar: dauntown.eu

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2025.