Wie sieht unsere Zukunft aus? Auf diese Frage gibt das »Deutsche Museum Nürnberg – Das Zukunftsmuseum« in seinen Ausstellungen einige Antworten. Doch wie können Museen in Zukunft aussehen? Welche Pläne und Visionen gibt es dafür? Und welche Weichen müssen jetzt gestellt werden? Politik &Kultur fragt bei der Museumsleiterin Marion Grether nach. 

Was macht ein Zukunftsmuseum wie Ihr Haus in Nürnberg? Was zeigen Sie dem Publikum? 

Das »Deutsche Museum Nürnberg –Das Zukunftsmuseum« (DMN), ist eine Zweigstelle des Deutschen Museums in München, eines der größten Technikmuseen weltweit. Im Gegensatz zum Haupthaus, das in bester Tradition eines Museums Technikgeschichte anhand von Exponaten vermittelt, beschäftigen wir uns im Zukunftsmuseum – wie der Name schon sagt – mit der Zukunft. Findige Menschen glauben immer wieder, die Begriffe Museum und Zukunft gingen nicht zusammen, weil per Definition ja ein Museum etwas Existierendes ausstellen soll, die Zukunft hingegen nicht greifbar und ungewiss ist. Wir glauben dennoch, den Titel Museum zu Recht zu tragen, da wir uns der zunächst einmal nicht greifbaren Zukunft über zwei verschiedene Wege annähern. Die eine Annäherung geschieht über unsere Prototypen in der Ausstellung, also echten Leihgaben aus den Forschungseinrichtungen, Universitäten und Unternehmen, die für eine bestimmte technische Strömung stehen und hier nicht notwendigerweise den letzten Schritt zeigen. Dieser »Science«-Seite stellen wir die »Fiction« gegenüber, weil wir glauben, dass auch Science-Fiction eine wichtige Rolle einnimmt: In der Science-Fiction wurden schon seit Jules Verne oder noch früher technische Entwicklungen antizipiert und vorhergesehen. Dabei wurde sich stets auch mit den gesellschaftlichen Konsequenzen technischer Errungenschaften beschäftigt, eine Frage, die wir im Zukunftsmuseum explizit vertiefen wollen.  

Das Haus sieht sich als Technik-Ethik-Museum, in dem eine dauerhafte Diskussion über die Technik-Folgen-Abschätzung geführt werden soll. Mit dem erklärten Ziel, uns die Angst vor der Zukunft zu nehmen und im Diskurs Chancen festzustellen. 

Wie sieht hingegen die Zukunft des Museums Ihres Erachtens aus? Welche Pläne, Wünsche, Visionen haben Sie? 

Die Zukunft steht nie still, deswegen darf ein Zukunftsmuseum nicht einmal eingerichtet und dann der Geschichte überlassen werden. Wir müssen mit den Entwicklungen gehen, die wir in unseren fünf Themenbereichen »Arbeit und Alltag«, »Körper und Geist«, »System Stadt«, »System Erde« und »Raum und Zeit« definiert haben und die für Megatrends stehen, in denen auf jeden Fall was passieren wird. 

Auch Anpassungen im Bereich dieser Cluster sind nicht ausgeschlossen, in den kommenden Jahren liegt aber unser Fokus darin, innerhalb des etablierten Systems mit Neuigkeiten zu punkten – ein Prozess, der übrigens schon begonnen hat: Unlängst haben wir im Ausstellungsbereich »System Stadt« ein minimalistisches Tiny House aufgestellt, um die Besucherschaft vor die Frage zu stellen, mit wie wenig Lebensraum sie glauben auskommen zu können. Weitere Entwicklungen im ganzen Haus sind in den Startlöchern. Das Zukunftsmuseum wird sich kontinuierlich verändern und sich neuen Fragen stellen, das ist mir von Anfang an unheimlich wichtig. 

Was gilt es jetzt zu tun, um deutsche Museen zukunftsfähig zu machen? Welche Weichen müssen auch von der Kulturpolitik nun gestellt werden? 

Ich glaube, dass die deutsche Museumsszene über eine ganze Reihe hervorragender Häuser mit sehr beeindruckenden Gestaltern besitzt, die die Zukunftsfähigkeit – etwa hinsichtlich der Digitalisierung – fest im Blick haben und auch an entsprechenden Programmen arbeiten. Selbstverständlich kommen wir alle miteinander aus einer Zeit, in der leider einmal wieder sehr bewusst gemacht wurde, dass Kultur in Krisenzeiten allgemein als verzichtbar gilt. Das war mir immer zu kurz gedacht. Deswegen ist es in meinem Interesse, das DMN nicht nur mit dem Haupthaus und anderen Museen in Kooperationen zusammenzubringen, sondern eine Öffnung hin zum Kulturbereich allgemein zu vollziehen. 

In Nürnberg haben wir eine Initiative, die unter dem Oberbegriff »Muse im Museum« erfolgreich versucht, die Museen als Kulturräume zu öffnen und hier in einen offenen Austausch zu gehen. Im Zukunftsmuseum gehört eine Konzertreihe für junge Leute ebenso zum Programm wie eine Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern. Wenn die Politik hier vielleicht noch stärkere Akzente durch explizite Förderung, aber auch durch Teilhabe als agierende Kraft setzt, können wir als Gesellschaft gemeinsam nur profitieren.  

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2022.