Gerade in den letzten Jahren wurde zunehmend von in kriegerischen Konflikten zerstörtem Kulturerbe wie in Afghanistan 2001 und in der Ukraine 2022, von in Hochwasser versinkenden Archiven z. B. im Ahrtal 2021 oder brennenden Bibliotheken wie in Weimar 2004, Museen z. B. Rio de Janeiro 2018, und Kirchen wie Notre-Dame 2019 in den Medien berichtet. Zerstörtes Kulturerbe, durch Menschen, Natur oder unglückliche Umstände verursacht, hinterlässt Betroffenheit und häufig auch Entsetzen hinsichtlich des oft unwiederbringlich Verlorengegangenen. Denn Kulturgut wird als identitätsstiftend wahrgenommen, als Kultur prägend. Damit gilt Kulturgut als schützens- und erhaltenswert.
Die Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V. (DGKS) setzt sich seit 30 Jahren ehrenamtlich für Schutz und Erhaltung von Kulturgütern ein. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf die Belange des Kulturgutschutzes in Krisen-, Katastrophen- und Notsituationen. Wir sind der Auffassung, dass ehrenamtliches Engagement für den Kulturgutschutz und daher für unsere Gesellschaft unerlässlich ist.
Wir haben mittlerweile ein starkes Netzwerk, um unsere Forderungen für einen besseren Kulturgutschutz sichtbar zu positionieren und die Gesellschaft auf verschiedene Themenbereiche aufmerksam zu machen. So haben wir gemeinsam mit Blue Shield Deutschland die frei zugängliche Online-Vortragsreihe »Spotlight Kulturgutschutz« initiiert, bei der nationale und internationale Akteure verschiedene Schwerpunkte des Kulturgutschutzes vorstellen. Wir treten für eine stärkere Vernetzung der kulturgutschützenden Berufe mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) im Bereich Kulturgutschutz ein. Wir fordern, dass das bundesweite Krisen- und Risikomanagement den Kulturgutschutz als einen weiteren wesentlichen Baustein in KRITIS-Strategien anerkennt. Da Kultur und damit einhergehend der Kulturgutschutz Ländersache ist, wäre der Aufbau einer zentralen, bundesweiten Schnittstelle wünschenswert, um alle Akteure auch über die Landesgrenzen hinweg koordinieren zu können. Das Gleiche gilt für die Benennung von »Fachberaterinnen/Fachberatern Kulturgutschutz«, um den Kulturgutschutz besser in den Katastrophenschutz integrieren zu können.
Ist sich die Politik ihrer Verantwortung hinsichtlich des Kulturgutschutzes in Krisen- und Notsituationen bewusst, werden eher Mittel zur Anschaffung von Ausrüstung zur Erstversorgung von havariertem Kulturgut, Schulungen oder auch Personal bereitgestellt. Wir nehmen dahingehend eine Veränderung im politischen Bewusstsein wahr, sich dieser Verantwortung zu stellen. So wurde zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 das »Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine« durch Kulturstaatsministerin Claudia Roth gegründet, dessen Mitglied auch die DGKS ist. Vor dem Winter 2022/2023 wurden aufgrund der Gasmangellage und möglichen Blackouts kulturelle Institutionen durch die Politik explizit ermutigt, den Notfallverbünden ihrer Region beizutreten. Diese Aufmerksamkeit dem Kulturgutschutz gegenüber macht uns Mut!