Gartenkulturelle Schriften aller Art zu sammeln, zu bewahren und sie öffentlich zugänglich zu machen – das sind die Aufgaben der Deutschen Gartenbaubibliothek, die seit 1965 in Form einer Sondersammlung Teil der Universitätsbibliothek der TU Berlin ist. Dort wird sie vom gleichnamigen Verein erweitert und gepflegt. Die Vorsitzende Sylvia Butenschön gibt Auskunft dazu.

Wofür braucht es eine Deutsche Gartenbaubibliothek? Was machen Sie genau?

Bibliotheken sind unser kulturelles Gedächtnis – und auch der Gartenbau hat ein solches Gedächtnis. Die Deutsche Gartenbaubibliothek ist eine Sondersammlung innerhalb der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin und umfasst mehr als 50.000 Bücher und Zeitschriften aus fast fünf Jahrhunderten.

Auch wenn die Informationsbeschaffung über das Internet heute weitverbreitet ist – nicht jeder findet im Dschungel der weltweiten Informationsressourcen das, was er sucht. Bei der Recherche nach historischer gartenkultureller Literatur hilft der Verein Deutsche Gartenbaubibliothek. Eine Spezialität ist unsere Linkliste digitalisierter historischer Gartenliteratur, in der Bücher, Zeitschriften und auch Pflanzenkataloge aus allen Ecken und Enden des Internets benutzerfreundlich zusammengestellt sind.

Gartenbau umfasst auch Gestaltung von Gärten, Parks und Landschaft sowie Freiflächen in der Stadt. Ein Sammlungsschwerpunkt ist daher auch die Literatur, die sich mit Gärten als Kunstform beschäftigt.

Was kennzeichnet Ihren Bestand? Welche Sammlungshighlights gibt es zu entdecken?

Unsere Spezialbibliothek ist gerade in Bezug auf den historischen Bestand im deutschen Sprachraum unübertroffen. Das resultiert daraus, dass sie schon vor hundert Jahren die Fachbibliotheken der wichtigsten Gartenbau-Gesellschaften vereinigt hat.

Die Vorgängerbibliotheken haben Veröffentlichungen ungezählter Gartenbauvereine gesammelt. Gerade in diesen regionalen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts steckt ein ungeheures Potenzial an Erfahrungswissen. Diese umfangreiche Sammlung von Zeitschriften ist eine Besonderheit. Und wir setzen dies fort: Mehrere Dutzende unterschiedlicher Gartenbauzeitschriften werden laufend gehalten, sodass es in der Bibliothek jeden Monat wieder ganz viel Neues zu lesen gibt.

Ein besonderes Highlight sind aber natürlich auch die besonders alten und die besonders schönen Bücher – für Liebhaber der Buchdruckkunst haben wir zahlreiche bibliophile Schätze. Da wäre das älteste deutsche Gartenbuch von 1529 von Johann Domitzer. Oder auch das Werk »Pomologia« von Johann Hermann Knoop von 1758 – die Beschreibung und Abbildung der besten Sorten von Äpfeln und Birnen.

Welche Zielgruppe sprechen Sie an? Wer nutzt die Deutsche Gartenbaubibliothek?

Unsere Zielgruppe sind alle, die an grünen Themen von Gartenbau und Gartenkultur interessiert sind. Dazu gehören Forschende und Lehrende ebenso wie interessierte Laien, Fachjournalistinnen, Gartenhistoriker, Studierende und Auszubildende, Erwerbs- und Hobbygärtnerinnen.

Da wir in die Universitätsbibliothek der TU Berlin integriert sind, kommt die größte Nutzergruppe wahrscheinlich aus dem akademischen Feld. Wir versuchen aber mit unserem Angebot alle Gartenbau-Branchen, wie Obst- und Gemüsebau, Garten- und Landschaftsgestaltung oder Zierpflanzenbau, sei es im professionellen oder im privaten Rahmen, gleichermaßen anzusprechen. Jede und jeder fachlich Interessierte ist eingeladen, das breite Spektrum an Literatur und alle Recherchemöglichkeiten, die wir zur Verfügung stellen, zu nutzen.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2023.